Heftig wird sie zurzeit geführt, die Diskussion um Künstliche Intelligenz (KI), ChatGPT und Co. Angesichts des irrsinnig rasanten technischen Wandels (ob Fortschritt oder nicht, das wird die Zukunft zeigen) kann man es durchaus mit der Angst zu tun bekommen. Doch weil Angst kein guter Ratgeber ist, stellt sich der Künstlerverbund im Haus der Kunst bei seiner sechsten Biennale lieber dem, was ohnehin auf uns zukommen wird. Wie heißt’s bei Dante Alighieri? „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt/ Der andere packt sie an und handelt.“ Also dann: Am Sonntag startet im Haus der Kunst in München unter dem Motto „resetNOW!“ eine Ausstellung, bei der diesmal ausschließlich Frauen ihre Werke präsentieren. 27 nationale und internationale zeitgenössische Künstlerinnen verhandeln komplexe zukunftsweisende Themen und Techniken wie KI, Kybernetik oder Augmented Reality.
Klingt verkopft. Ist es mitunter auch. Aber dann wieder bunt, schrill, träumerisch, grell. Und oftmals vogelwild. Im wahrsten Sinne des Wortes etwa bei US-Künstlerin Kelly Heaton. Im Westflügel erweckt sie einen ganzen Vogelschwarm zu blinkendem Leben. Es sind elektronische Skulpturen, deren Schaltkreise offen liegen – und die Betrachter an das Ökosystem unserer Erde erinnern; an diesen riesigen Kreislauf, in dem kleine Störungen große Katastrophen auslösen können.
Das beschäftigt auch Diana Scherer. Vor allem der Hauptstörfaktor allen Übels: der Mensch. Die bayerische Künstlerin untersucht in ihren botanischen Installationen die Grenzen zwischen Pflanzenkultur und Pflanzennatur. Was bedeutet das Wort „natürlich“ noch in Zeiten, in denen der Mensch ständig in den Kreislauf der Natur eingreift? Und ist er nicht selbst Teil dessen? Parasiten wie wir…
Wie lange das alles noch gut gehen kann, fragt man sich beim Blick auf Alicja Kwades „In-Fluence (Urgos)“. Schaut zunächst aus wie eine schlichte Wanduhr, doch die Zeiger folgen ihrem eigenen Rhythmus. Mal rasen sie dem Sekundentakt davon, dann schleichen sie verlangsamt dahin. Zeit ist relativ. Einsteins berühmte Theorie in ein Kunstwerk gewandelt. So einfach, so wirkungsvoll.
Vom 7. August bis 21. September
im Haus der Kunst; täglich (außer dienstags) 10 bis 20, donnerstags bis 22 Uhr. Infos unter reset-now.art.