Was für eine entzückende Schweinerei! Eine Sau mit dickem Gesäuge und umgeben von ihrer Ferkelschar ziert die massive hölzerne Kommode. Anderswo ist ein prächtiger Hahn zu entdecken, der freilich nur ein „Piep“ herauszukrähen vermag, das einige Rehe verwundert stutzen lässt. Diese liebevollen und humorigen Tierdarstellungen stammen von Franz Marc (1880-1916), der das Möbelstück um 1910 herum für das Kinderzimmer der Nichte seiner Lebenspartnerin, der Künstlerin Maria Franck-Marc, dekorierte. Allerlei zauberhaft arrangierte Details wie zarte Blüten und Insekten in volkstümlicher Bildsprache lassen sich beim Betrachten entdecken.
Und bald auch vom Publikum in München: Der Förderverein des Lenbachhauses hat das schöne Stück anlässlich seines 30-jährigen Bestehens für die Sammlung des Hauses erworben – übrigens eine kleine Sensation, da die Kommode direkt aus dem Familiennachlass stammt. Stücke dieser Art sind auf dem freien Markt so gut wie nie erhältlich.
Die Künstlerinnen und Künstler des Blauen Reiter hatte es um 1908 ins bayerische Voralpenland gezogen. Bewusst grenzten sie sich ab von industrialisierten Produkten, widmeten sich vielmehr der regionalen Volkskunst, sammelten volkskundliche Objekte oder ließen sich für eigene Werke inspirieren. Die Kinderkommode von Franz Marc, der nur kurze Zeit später eine modernistische Tierdarstellung entwickelte, ist da eine wichtige Ergänzung zu jenen Möbelstücken, die Wassily Kandinsky und Gabriele Münter für das Haus in Murnau gestalteten, in dem sie seit 1909 ihre Sommer verbrachten.