Am Ende war da nur noch lebensweiser Humor und (durchaus kritische) Gottesfurcht. Dass sich Giuseppe Verdi in den letzten Lebensjahren der komischen Oper „Falstaff“ (siehe oben) und den „Quattro pezzi sacri“, den vier geistlichen Stücken, zuwandte, ist alles andere als ein Widerspruch – und konnte bei den Salzburger Festspielen innerhalb von 16 Stunden erfahren werden. Im Religionsfalle sogar dank Verdis Sachwalter auf Erden.
Wobei Riccardo Muti (die Probenzeit?) sich mit Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und Wiener Philharmoniker „nur“ das „Stabat Mater“ und das „Te Deum“ vornahm. Keiner wie er beherrscht ja diese Gratwanderung aus Bekenntnis, Introspektion und opernhaftem Aufrauschen – wobei Letzteres ohne Äußerlichkeit, ohne „Inszenierung“ auskommt. Und dies gerade im „Te Deum“, dessen Triumphworte selten so gebrochen vertont wurden wie vom alten Verdi.
Dass der Meister knifflige, nicht zu unterschätzende Vokalkost hinterlassen hat, hörte man im Großen Festspielhaus allerdings auch. Anders als in der „Messa da Requiem“, in der sich der Chor schon mal auf wirkungsbewussten Momenten ausruhen kann, ist hier penible Klangarbeit gefragt. Nicht alle Intervalle waren präzise gesetzt, im „Te Deum“ häuften sich kleine Unfälle und diffuse Momente. Möglich, dass sich dies in den Folgeaufführungen gibt.
Wer einen Wiener Philharmoniker nachts um drei für Bruckners siebte Symphonie weckt, kann sich sicher sein: Der spielt das sofort. Muti nimmt das als Herausforderung – gerade weil der Maestro keine Lust verspürte, klangschöne Routine abzurufen. In Celibidache-Tempi rollte er die ersten beiden Sätze auf. Was man erlebte: einen Modellierer, einen Kulinariker im Abschmecken der Zutaten und Mixturen – aber auch einen Dirigenten, der sich verkünstelte. Orchesterkultur von der Donau, das kann zum Fest werden, aber auch in die Überdosis driften. Als habe Muti das doch gespürt, schaltete er im Finale einen Gang hoch. Wie als späte Erkenntnis: Dramatik steht Bruckner auch ganz gut.
Weitere Termine
14. und 15. August;
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