Metallica grüßen aus Texas

von Redaktion

Die US-Band überträgt zwei Konzerte weltweit – auch in Münchner Kinos

VON MICHAEL SCHLEICHER

Es ist Samstagabend, 22.19 Uhr deutscher Zeit, als James Hetfield im AT&T Stadium drüben in Arlington, Texas, in die volle Arena ruft: „Dallas, are you alive?“ Alles klar bei euch? Und die vielen, vielen Menschen antworten mit einem begeisterten Aufschrei. Das nun ist keine Überraschung, denn der Sänger von Metallica nutzt den Break im Song „Master of Puppets“ bei Konzerten sehr gerne, um eben diese Frage zu stellen. Da Arlington obendrein nur rund 20 Minuten westlich von Dallas liegt, die Dallas Cowboys im dortigen Stadion zudem ihre Spiele austragen, verwundert es auch nicht, dass er und seine drei Kollegen ihr Publikum mit „Dallas“ ansprechen.

Neu ist bei Hetfields Frage der Zusatz: „And you People in the Cinemas worldwide: Are you alive?“ Man darf davon ausgehen, dass nicht nur in der Astor-Film-Lounge im Arri in München in diesem Moment gejubelt und geklatscht wird. Ja, auch uns im Kino geht’s gut!

Wie berichtet, sind Metallica auf Welttournee, um ihr elftes Studio-Album „72 Seasons“ vorzustellen. Am 24. und 26. Mai 2024 machen sie im Münchner Olympiastadion Station. Momentan gastiert die Band in Texas – und lässt die beiden Konzerte nach eigenen Angaben in Lichtspielhäuser in 67 Ländern übertragen, natürlich abhängig von den jeweiligen Zeitzonen.

Doch rockt das überhaupt, Kino und Konzert? Die Astor-Film-Lounge an der Türkenstraße hat sich ungewöhnlich, aber charmant auf den ersten Abend vorbereitet: Für die Fans (viele mit Metallica-Shirt, viele Pärchen, ein paar Eltern mit Kindern) gibt’s zur Begrüßung Gläser mit perfekt gekühltem Prosecco oder Orangensaft. Im Foyer, selbst auf der Toilette, laufen Stücke aus dem Metallica- Schaffen der vergangenen 40 Jahre als dezente Hintergrundmusik. Das ist zwar irgendwie ein Widerspruch, aber dennoch schön. Bevor die Übertragung startet, sind die Wände im Saal gelb angestrahlt – in der Signalfarbe des im April erschienenen Albums „72 Seasons“. Der erste Abend im Arri ist nicht ausverkauft, aber gut besucht. Hetfield und Lars Ulrich wenden sich ans Kinopublikum („This is no normal Cinema Experience. Make some Noise!“), dann folgt die Kamera der La-Ola-Welle, die bereits vor dem ersten Titel durchs Stadion schwappt.

Texas ist an diesem Abend tatsächlich nur eine Kinokarte von München entfernt – die Stimmung ist auch hier gut, obgleich anders: Das Live-Erlebnis kann keine noch so gewiefte Bildregie ersetzen. Statt das Feierbiest spricht dieser Auftritt vielmehr den Connaisseur an. Selten kann man sich so sehr auf Künstler und Musik konzentrieren: Die Kameras gehen immer wieder ganz nah ran, zeigen etwa, wie Kirk Hammetts Finger (der schwarze Nagellack splittert schon ab) übers Griffbrett seiner Gitarre wirbeln. Zwei Kameras, links und rechts unter den Becken des Schlagzeugs, fangen die Wucht von Ulrichs Spiel (und seine Grimassen) leinwandgroß ein. Und wenn Robert Trujillo mit seinem Bass in den Graben vor der Bühne watet, um einem noch nicht schulpflichtigen Fan „Hallo“ zu sagen, ist auch das im Bild. Aufnahmen der Spider-Cam bieten einen tollen Blick über die Arena – und natürlich ist der Sound stets erstklassig abgemischt; die Bassdrum lässt den Sessel vibrieren. Dieses Konzert ist derart gut für die Leinwand umgesetzt, da unterstreicht das Stocken der Übertragung für ein paar Sekunden im ersten Lied „Creeping Death“ nur den Charakter einer Live-Veranstaltung. Dennoch natürlich enttäuschtes Aufstöhnen im Saal.

Hier wird zwar nicht so wild gefeiert wie in Arlington. Doch auch München klatscht, singt, wippt die Schädel im Takt. Eh klar, dass der Getränkenachschub sehr viel entspannter ist. Und da Metalfans bekanntermaßen die höflichsten im Musikzirkus sind, bringen die meisten am Ende – nachdem sie einander versichert haben, heute wieder dabei zu sein (schließlich verspricht die Band für den zweiten Abend ein komplett anderes Programm) – ihre Gläser und Flaschen an die Theke zurück. Das wiederum überrascht das Personal, das diese Selbstverständlichkeit von regulären Vorstellungen nicht kennt. Zu dieser Zeit spielen sie im Foyer allerdings „All that she wants“ von Ace of Base. Und das ist wirklich die Härte.

Das zweite Konzert

wird heute ebenfalls übertragen; in München in der Astor-Film-Lounge im Arri, im Cinemaxx und im Mathäser. Weitere Infos unter www.metallica.film.

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