Wie, der Sommer ist zu schön für Kino? Nach dem Motto: Bei Sonnenschein geziemt es sich nicht, im dunklen Saal im Samtsessel rumzulümmeln? Völliger Blödsinn. Kino verschafft bei den derzeitigen Temperaturen die beste Abkühlung, die man sich vorstellen kann. Wer die wärmsten Tage des Jahres ausquetschen möchte wie eine Zitrone, der setzt natürlich auch aufs Lichtspielhaus. Zumal: Im Sommer gibt’s das vielerorts draußen, unter freiem Himmel. Besonders schön traditionell beim Fünf Seen Filmfestival. Wenn das am 28. August wieder zur Dampferfahrt auf dem Starnberger See mit Filmvorführungen im Schiff und auf Deck lädt, schmelzen Kinofreunde dahin – nicht der Hitze wegen.
Heute startet das Festival in seinen Spielstätten in Starnberg, Gauting, Schloss Seefeld und im Pfarrstadel Weßling. 130 der besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Mitteleuropa werden bis zum 30. August gezeigt, viele davon als Premiere einige Wochen vor offiziellem Kinostart. Das Besondere bei solchen Filmfesten ist ja, dass man auch die Menschen einmal live erleben kann, die sonst hinter der Kamera stehen oder einem nur von der Leinwand aus begegnen. Wie berichtet, sind in diesem Jahr zahlreiche Filmschaffende aus Deutschland und Österreich geladen. Als Ehrengast etwa Maria Schrader. Die Emmy-prämierte Regisseurin präsentiert ihren Hollywood-Spielfilm „She said“ (26. August, Schlossberghalle Starnberg), ihre Tragikomödie „Ich bin dein Mensch“ (27. August) und ihre Filmbiografie „Vor der Morgenröte“ mit Josef Hader in der Rolle des Stefan Zweig (27. August).
Die Schauspielerin Paula Beer wird am 29. August mit dem Hannelore-Elsner-Preis ausgezeichnet. Ehrengast ist heuer der Regisseur Ulrich Seidl, der sein neues Werk „Böse Spiele“ vorstellt. Margarethe von Trotta eröffnet heute das Festival im Seebad Starnberg mit ihrem neuen Film „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“.
Auch in diesem Jahr setzt das Festival zwei Themenschwerpunkte. Heuer sind dies „Frauen und Film“ und „Iran“. Der iranische Staat steht seit dem gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 und den dadurch ausgelösten Protesten stark im Fokus des internationalen Interesses. Die Reihe „Iran“ soll Einblicke in den Unrechtsstaat geben, etwa in Steffi Niederzolls mehrfach ausgezeichnetem Dokumentarfilm „Sieben Winter in Teheran“ über Reyhaneh Jabarri, die einen Mann aus Notwehr erstach, zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Bei der diesjährigen Verleihung des „Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke“ in München erinnerte der iranische Filmemacher Sina Ataeian Dena in seiner Laudatio für Niederzoll an die vielen Menschen, die täglich in seiner Heimat hingerichtet werden. Allein im Mai seien 142 Frauen und Männer vom brutalen Regime exekutiert worden. Aufrüttelnde Werke wie „Sieben Winter in Teheran“ mahnen dazu, die Augen vor Unrecht nicht zu verschließen.
Programm und Tickets
gibt es unter www.fsff.de.