Wer sich hat vorstellen können, dass das einmal passieren würde, der brauchte wahrlich viel Fantasie. Ausgerechnet Daniel J. Schreiber, dem hochgelobten Chef des Buchheim Museums der Phantasie in Bernried (Kreis Weilheim-Schongau), wurde fristlos gekündigt. Am 11. August – seinem 58. Geburtstag. Wie berichtet, gab Walter Schön, der Vorstandsvorsitzende der Buchheim Stiftung, öffentlich keinen Grund für die Entlassung an. Aus Museumskreisen hieß es, der „Betriebsfrieden“ sei in den vergangenen Monaten „erheblich gestört“ gewesen. Rund zwei Wochen später hat sich nun Schreiber selbst zu Wort gemeldet. In einer persönlichen Stellungnahme, die unserer Zeitung vorliegt, zeigt er sich „traurig“, seine „geliebte Arbeit derzeit nicht fortsetzen zu können“.
Den Vorwurf, den Betriebsfrieden gestört zu haben, weist er klar von sich. „Ich kann versichern, dass von meiner Seite der Betriebsfrieden nicht gestört wurde. Mir sind kollegialer und wertschätzender Umgang sehr wichtig.“ Verwundert ist er auch, über die Gründe seiner Entlassung erst aus der Zeitung und über Dritte erfahren zu haben. „Auch auf wiederholte Anfragen des von mir beauftragten Anwalts wurden bis heute keine Gründe für die Kündigungen genannt.“
Kündigungen? Mehrzahl? Ja, denn in der Tat wurde am 11. August nicht nur Schreiber aus heiterem Himmel entlassen, auch Pressereferentin Claudia Lamas Cornejo erhielt ein Entlassungsschreiben. Anders als Schreiber, der seit zehn Jahren erfolgreich das Haus leitet, ist Cornejo erst im vergangenen Jahr ins Team gekommen. Und habe seither laut Schreiber „überaus gewinnbringend“ für das Buchheim Museum agiert. „Durch ihre freundliche, offene Art verbesserte sie erheblich das Betriebsklima. In der Presse und in den Sozialen Medien sorgte sie für beträchtliche Steigerungen der Sichtbarkeit des Buchheim Museums. Ein großer Teil des Erfolgs unserer Ausstellungen sind ihrer engagierten PR-Arbeit zu verdanken“, lobt der geschasste Museumschef.
Auch auf seine eigene Arbeit blickt Schreiber in seiner Stellungnahme „mit Stolz“ zurück. „Es ist unserem Team in meiner Dienstzeit gelungen, den Besucherzuspruch auf nahezu verdoppeltem Niveau stabil zu halten.“ Er verweist auf erfolgreiche Ausstellungen zu Chagall, Picasso, Hundertwasser, Janosch oder Paula Modersohn-Becker; erinnert an die Zustiftung der Sammlung Joseph Hierling. „Gerade auch in letzter Zeit profitiert das Museum von meinen Initiativen“, betont er. Und erinnert daran, dass mit der Ausstellung „Brücke + Blauer Reiter“ das Buchheim Museum 2022 das Besucher-Niveau aus Vor-Corona-Zeiten übertreffen konnte – tatsächlich ein Erfolg, den nicht viele Museumschefs vorweisen können. Dass die grandiose Otto-Schau, die bis 5. November läuft, Nachfragerekorde auslöst, lässt er ebenfalls nicht unerwähnt.
Stiftungs-Vorstand Schön möchte dem langjährigen Museumsleiter diese positive Bilanz gar nicht absprechen. „Direktor Schreiber hat in zehn Jahren das Museum der Phantasie mit viel Erfolg weiterentwickelt. Wir wären deshalb gerne weiter mit ihm in die Zukunft gegangen“, betont Schön auf Anfrage. Konfrontiert mit Schreibers Stellungnahme, unterstreicht er jedoch: „Eine Trennung wegen gravierenden Fehlverhaltens insbesondere in der Führung der Mitarbeiter war unvermeidlich.“ Die weitere Begründung fällt heftig aus: „Das Verhalten, insbesondere die Ungleichbehandlung von Mitarbeitern aus persönlichen Gründen, war pflichtwidrig und hatte zu einer erheblichen Störung des Betriebsfriedens geführt. Das konnten wir im Interesse aller Mitarbeiter nicht hinnehmen.“ In Museumskreisen heißt es, Cornejo sei vom Chef gegenüber altgedienten Mitarbeitern bevorzugt behandelt worden.
Diese Vorwürfe möchten Schreiber und Cornejo so nicht stehen lassen. „Wir beide haben Kündigungsschutzklage eingereicht“, schreibt er. Sie möchten das Haus nicht verlassen, hoffen auf eine Lösung, mit der alle im Buchheim Museum gut und erfolgreich weiterarbeiten können. Das Ziel ihrer Klage: „das Fortbestehen des Arbeitsverhältnisses“.
Ob es dazu kommen wird, ist fraglich. „Das Verhalten von Herrn Schreiber wird im Rahmen des Arbeitsprozesses vom Gericht gewürdigt werden“, formuliert es Walter Schön. Und die Frage ist, wie harmonisch ein gemeinsames Arbeiten künftig sein kann, wenn bereits Gerichte über das Fortbestehen entscheiden mussten.
Dem Haus wäre ein Zusammenraufen aller Beteiligten zu wünschen. Ähnlich kompetente und engagierte Chefs wachsen nicht auf Bäumen. Auch nicht im Garten des Museums der Phantasie…