Aus der Werkstatt der Stars

von Redaktion

Das neue Archiv des Potsdamer Filmmuseums in Babelsberg ist bald zugänglich

VON KLAUS PETERS

Ein acht Meter hoher Kamera-Kran empfängt die Besucherinnen und Besucher im Sammlungsneubau des Potsdamer Filmmuseums in der Medienstadt Babelsberg – und weist auf das hin, was einen im künftigen Schaudepot erwartet: Film- und Fernsehtechnik aus mehr als 110 Jahren Filmgeschichte in Babelsberg, das als ältestes Großfilmatelier Europas gilt. Dazu Filme, Requisiten, Kostüme, Drehbücher und Szenenbild-Entwürfe aus allen Zeiten des Filmschaffens in Potsdam, von der Ufa über die Defa bis hin zur Nachwende-Produktion.

„Wir zeigen den gesamten Ablauf der Filmproduktion vom Drehbuch bis zur Projektion des fertigen Films“, sagt der Leiter der Techniksammlung, Ralf Forster. „Dazu haben wir Material auf 4700 Quadratmeter Archivfläche, das wir in das künftige Schaudepot einbeziehen.“ Die Schau soll Kita-Gruppen und Schulklassen, Filmfans und den Nutzerinnen und Nutzern des angrenzenden Filmparks Babelsberg ab November 2024 offenstehen. Bislang können Studierende der benachbarten Filmuniversität und Fachpublikum die archivierten Dokumente und Objekte nutzen und seit Juni werden wieder Nutzeranfragen bearbeitet.

Der beeindruckende Kamera-Kran im Foyer wurde 1949 in der Maschinenbaufabrik Orenstein & Koppel gebaut und zunächst von der Defa und dann für das DDR-Fernsehen genutzt. Im Archiv lagert eine 70-Millimeter-Kamera der Defa, mit der besonders aufwendig großformatige Filme produziert wurden. Und neben vielen anderen auch eine Kamera des Naturfilmers Siegfried Bergmann, die von dem Filmer im Eigenbau mit einer Schallschutzhaube verkleidet wurde, um die Tiere nicht mit dem lauten Surren der Kamera aufzuschrecken.

In den Archivräumen lagern auf Regalen in säurefreien Kartons originale Szenenbild-Zeichnungen zu in Babelsberg gedrehten Filmen sowie Nachlässe von Schauspielern und Regisseuren wie Frank Beyer („Spur der Steine“), der allein 180 Kartons voller Dokumente zu seinem Schaffen hinterlassen hat. Der Vorlass von Andreas Dresen ist ebenfalls dabei, der Regisseur bedachte das Filmmuseum bereits zu Lebzeiten und wird am 6. Oktober zum 60. Geburtstag des Museums eine Sonderschaueröffnen.

Archiviert sind auch Sammlungen von Fans etwa der Stars Hans Albers oder Marlene Dietrich, die Programme oder Bände mit Zigarettenbildchen gehortet hatten. Sauber verpackt lagern im Archiv Kostüme der Stars, auch private Kleidung wie etwa ein buntes Kleid der Stummfilm-Schauspielerin Asta Nielsen. Und in der 3-D-Sammlung sind Objekte wie Modelle von Raumschiffen für Science-Fiction-Filme oder eine offene Aufzugskabine zu sehen, die für die Dreharbeiten von „Grand Budapest Hotel“ genutzt wurde. Oder ein Fahrrad aus Dresens Komödie „Sommer vorm Balkon“.

In einem weiteren, auf vier Grad heruntergekühlten Raum lagern 15 000 Rollen von Spielfilmen europäischer Produktion der 1960er- bis 1980er-Jahre. Dazu gehört eine große Sammlung von Filmplakaten und Repliken von Gemälden wie „Die nackte Maja“ – das Bild wurde im Film „Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis“ von Konrad Wolf genutzt.

Der Umzug der gesamten Sammlung aus dem Stadtteil Bornstedt in das neue Gebäude in direkter Nachbarschaft zum Filmpark und dem Studio Babelsberg habe von Ende April 2022 an fast ein Jahr gedauert, sagt Co-Museumsdirektorin Christine Handke. Die empfindlichen Objekte durften nur mit sorgfältiger Verpackung und nicht bei extremen Temperaturen transportiert werden. Nun werde das Material am neuen Standort zunächst gesichtet und eingelagert. Zahlreiche Stücke werden im Schaudepot des Archivs auf 450 Quadratmetern zu sehen sein. Dort sollen neben der in Babelsberg entwickelten 70-Millimeter-Filmkamera und Trickfilm-Technologie auch Szenenbild- und Setdesignobjekte von Babelsberger Produktionen präsentiert werden. Besucherinnen und Besucher können die alten Techniken ausprobieren.

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