Sie gilt als eine der wandlungsfähigsten Künstlerinnen in Deutschland. Sie schauspielert auf den großen Berliner Bühnen, singt Operetten, inszeniert „Pippi Langstrumpf“ und holt als Paula Ringelhahn mit dem Franken-„Tatort“ regelmäßig Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Die Rede ist von Dagmar Manzel, die heute ihren 65. Geburtstag feiert. Und das so, wie man es nicht unbedingt erwarten würde: Sie geht mit einem Freund ein Spiel des 1. FC Union Berlin gucken. „Ich schaue gerne Fußball, auch Frauenfußball, und trinke dazu ein Bierchen. Ich fiebere jedes Mal total mit. Das finde ich vollkommen entspannend.“
Die Tochter eines Lehrerehepaars wuchs in Ost-Berlin mit Opern und Operetten auf. Zu Hause sang sie zu Platten von Maria Callas, vor dem Spiegel dirigierte sie ganze Orchester. Dann entdeckte eine Freundin ihr komödiantisches Talent – und irgendwann überraschte Manzel die Eltern mit dem Entschluss, auf die Staatliche Schauspielschule in Berlin gehen zu wollen.
Das Ergebnis: Am Deutschen Theater Berlin war sie 18 Jahre lang im Ensemble. Eine Lieblingsrolle hatte die Berlinerin nach eigenen Angaben nie – im Gegenteil: In so gut wie jede Figur habe sie ihr Herzblut reingesteckt. „Jede Rolle war immer das Nonplusultra. Ich versuche immer im Jetzt mit ganzem Herzen präsent zu sein.“ Manzel will noch viele Rollen verkörpern. „Allen voran: Mutter Courage.“ Diese Figur aus Bertolt Brechts berühmtem Drama reist während des Dreißigjährigen Krieges als Händlerin durchs Land und versucht, ihre drei Kinder am Leben zu halten. „Wenn die Rolle zu mir kommt, dann soll ich sie spielen, wenn nicht, dann soll es nicht sein.“
65 ist ein Alter, das für viele eine Art Lebensumbruch bedeutet. Auch Dagmar Manzel wird kürzertreten und nicht mehr so viel gleichzeitig machen. Dazu gehört, dass sie soeben ihren baldigen Abschied vom ARD-„Tatort“ verkündet hat (wir berichteten). Seit 2015 bildete Manzel mit Fabian Hinrichs und Eli Wasserscheid das Ermittlertrio des Franken-„Tatort“. Derzeit drehen die drei rund um Nürnberg unter Regie von Max Färberböck noch den Krimi „Trotzdem“.
„Ich werde in Rente gehen und mehr Zeit für mich und meine Enkelkinder haben, zum Beispiel um mit ihnen mal für sechs Wochen in den Urlaub zu fahren“, sagt Manzel. Sie verschwinde aber nicht von der Bühne und der Leinwand. Mit viel Ruhe wolle sie sich auf einzelne, spannende Projekte konzentrieren. „Mir hat alles Spaß gemacht, aber es ist gut, dass jetzt auch ein Einschnitt kommt – eine Zeit, in der ich gar nicht mehr muss und nur noch kann.“