Zwei Tage, drei große Bühnen, etliche Top-Stars und 100 000 Besucher. Am Wochenende stand der Münchner Olympiapark beim zweiten Superbloom Festival wieder Kopf.
Wer den Park schon einmal besucht hat, weiß: Das Gelände ist riesig. Dementsprechend viel gab es auch auf dem Superbloom zu sehen, hören und erleben. Ob Roboter-Dackel beim Stand vom Deutschen Museum oder ein live True-Crime-Podcast – für jeden war das richtige Programm dabei. Auch Familien mit Kindern waren willkommen.
Aber die Weitläufigkeit bringt auch ihre Tücken mit sich. Denn die Bühnen waren teils weit voneinander entfernt – 15 Minuten Fußmarsch von einer zur nächsten waren keine Seltenheit. Wie die Festivaldirektorin Fruzsina Szép am Sonntag erklärte, sei es schlichtweg nicht so leicht, neben dem Olympiastadion Flächen zu finden, die sich als Bühnenstandort eignen.
Neben den vielen kleinen Attraktionen waren die Hauptsache auf dem Superbloom natürlich die Konzerte. Den Auftakt im Stadion machte am Sonntag der Newcomer Ski Aggu. Er wurde durch seinen Hit „Friesenjung“ dank der Social-Media-Plattform TikTok über Nacht zum Star. Wer denkt, dass der Rapper hier um 11.30 Uhr in müde Gesichter blicken musste, täuscht sich gewaltig. Der junge Mann mit der Skibrille weiß genau, wie man Stimmung macht – und so hat er die beachtlich große Menge sogar zu dieser für ein Festival frühen Stunde zum Springen und Mittanzen gebracht.
Um 14 Uhr heizte dann Lost Frequencies den Besuchern im Stadion so richtig ein. Innerhalb von 15 Minuten war die riesige Arena gut gefüllt – und das Publikum in Tanzlaune. Es dauerte zwar etwas, bis die Stimmung auf den Rängen ankam, aber beim neuen Chartstürmer des belgischen DJs besserte sich auch weiter oben im Stadion die Stimmung schnell. Zu „The Feeling“ erhoben sich dann also doch noch ein paar von der Hitze erschöpfte Besucher auf den oberen Rängen.
Im Anschluss durften im Stadion die Giant Rooks als Ersatz für den erkrankten Sam Fender einspringen. Während die Band aus Hamm mit kurzen Tonproblemen zu kämpfen hatte, schlug auf der „Super Stage“ neben dem Olympiaberg die geballte Frauenpower zu. Sowohl die britische Sängerin Raye, als auch die Schwedin Zara Larsson sorgten für Andrang vor der Bühne.
Im Stadion wurde es mit Einbruch der Dämmerung aber auch schon Zeit für die zwei Highlight-Acts des Tages. Den Beginn machte Jason Derulo. Der US-Amerikaner überzeugte allerdings mehr mit seinem Tanztalent, als mit seinen Gesangskünsten. Die Unterstützung vom Band war klar zu erkennen. Der Party-Stimmung tat das allerdings überhaupt keinen Abbruch. Das mag auch daran liegen, dass Derulo seine Hits wie „In my Head“ oder „Savage Love“ zum Besten gab – und somit nahezu jeder mitsingen konnte. Vielleicht ließ sich der ein oder andere Besucher aber auch davon ablenken, dass der gut trainierte Sänger sich nicht nur einmal sein Tanktop vom Leib riss.
Gesitteter ging es bei den Imagine Dragons zu. Auch wenn Sänger Dan Reynolds unter großem Jubel der Zuschauer ohne Shirt auf die Bühne kam – seine Stimme hätte genügt, um alle in ihren Bann zu ziehen. Dabei performte die Band nicht nur Hits wie „Radioactive“ oder „Thunder“. Nein, Reynolds spickte den Auftritt auch mit einer wichtigen Nachricht – und wurde dabei emotional. Bevor er „Demons“ anstimmte, erzählte Reynolds, dass er an Depressionen gelitten habe – und Psychotherapie sein Leben gerettet habe. Die Message an die Besucher: Wenn es euch schlecht geht, sprecht darüber. „Therapie macht euch nicht schwach, sondern weise.“ Die Imagine Dragons ließen das Publikum in nahezu jedem Lied spüren, wie dankbar sie für dessen Unterstützung sind. Und somit entließen die US-Amerikaner die Gäste des Superbloom nach einem fulminanten Wochenende nicht nur mit Heiserkeit vom lauten Mitsingen, sondern auch mit einer wichtigen Botschaft für jeden Einzelnen.