Hurra, hurra, der Herbst ist da. Nein, nein, nicht der graue, kalte, nieselig dunkle. Sondern der Altweibersommer-fröhliche, sonnenscheindurchflutet energetische, leuchtend bunte. Kurzum: Der Kunstherbst beginnt. Und dies traditionell in München mit der Open Art. Spazierstock ausgepackt und dahingetändelt. Denn von heute an öffnen wieder mehr als 30 Galerien und 20 Kunsträume ihre Türen für neue Ausstellungen.
Es wird ja vom Stadtmarketing international viel zu wenig Rummel gemacht um den großen Schatz, den München mit dem Kunstareal hat. Mitten im Zentrum ist da eine Dichte von erstklassigen Galerien und Museen, die ihresgleichen sucht. Um bei derlei Angebot nicht den Überblick zu verlieren, bietet die 35. Open Art in einer handlichen Broschüre wieder Vorschläge für Routen durch die Viertel, die man an diesem Galerienwochenende unternehmen kann. Auch geführte Rundgänge werden angeboten: am Samstag um 11, 14, 15 und 16 Uhr sowie am Sonntag um 11, 13 und 14 Uhr. Treffpunkt ist jeweils die erste Galerie des in der Broschüre und online beschriebenen Rundgangs, für den man sich entschieden hat.
Die Tour durch Schwabing etwa. Die führt unter anderem zur Galerie Klüser (Georgenstraße 15). Ein Besuch hier ist mindestens so erfrischend wie ein Ausflug an den See. Denn die Arbeiten der New Yorker Künstlerin Isca Greenfield-Sanders, die bei Klüser bis 28. Oktober ausgestellt sind, spielen sämtlich mit Motiven, die an Sommer, Ferien, schwerelose Stunden in der Ferne erinnern. An Kindheit auch und Speiseeis-verklebte Finger; an Sand in den Schuhen und Wassermelonen. An Schwimmflügel- und Luftmatratzen-Aufpusten. An Kinderlachen weit über die normale Bettgehzeit hinaus. Dass Greenfield-Sanders’ Werke in westlich geprägten Betrachtern sofort eine Erinnerungsschleife an gelebtes Glück im Sommer auslösen, liegt daran, dass sie sich von wildfremden Menschen hat inspirieren lassen, die alle auf ihre Weise versucht haben, die schönsten Ferienmomente bildlich einzufangen. Sie kauft beispielsweise auf Flohmärkten private Fotografien aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren – und übernimmt deren Motive mitunter stark vergrößert in ihren federleichten Aquarellen, Gemälden und Druckgrafiken.
Intensive Farben erlebt auch, wer sich der Kunstareal-Tour anschließt, die der Galerie Walter Storms (Schellingstraße 48) einen Besuch abstattet. Hier ist bis 28. Oktober die Reihe „Aftermathematics“ des in Berlin lebenden kanadischen Künstlers Shannon Finley zu sehen. Seinen Namen kennt manch einer möglicherweise durch die große Schau Anfang des Jahres im Mies van der Rohe Haus Berlin. Was es dort nicht zu sehen gab, sind neuere Bilder Shannon Finleys – und erstmals Arbeiten auf Papier. Wie Kaleidoskope wirken die strahlenden Werke. Gefertigt mit Spachtel, Klebebändern und Schablonen. Ein Farbrausch.
Und weil es bei der Open Art auch immer darum geht, junge Künstlerinnen und Künstler am Anfang der Karriere kennenzulernen, präsentiert an diesem Wochenende die Akademie der Bildenden Künste ihre ausgezeichneten Absolventen und Absolventinnen aus dem Staatsexamen und dem Diplom. Die Preisverleihung wird heute Abend um 18 Uhr in der Halle 6 des Kreativquartiers (Dachauer Straße 112 D) gefeiert, danach legt DJ Bike auf. Am Samstag und Sonntag kann man dann je von 12 bis 21 Uhr, und die gesamte nächste Woche noch je von 16 bis 21 Uhr in der Halle 6 erleben, welche Themen die Studenten -künstlerisch umtreiben.
So geht Sommerende und Herbstanfang in Ordnung.
Alle Infos
zum Galerienwochenende Open Art samt Rundgängen gibt es online unter www.openart.biz.