Es war ein Herzensprojekt von Daniel J. Schreiber. Doch als am Sonntagnachmittag die neue Station der Wunderwelt auf dem Gelände des Buchheim Museums Bernried am Starnberger See eröffnet wird, ist der einstige Chef nicht anwesend. Und dann wieder doch. Rund 80 Mal lächelt er den Anwesenden entgegen. Auf Plakaten, die mehr als die Hälfte der rund 140 Gäste umgehängt haben. Als Zeichen des stillen Protests gegen die Entlassung Schreibers. Wie berichtet, war dem Museumsleiter wegen „Störung des Betriebsfriedens“ im August gekündigt worden. Fristlos.
Ganz so still fällt der Protest dann aber nicht aus. Als Interimsdirektor Erich Schneider während seiner Eröffnungsrede auf das Fehlen Schreibers hinweist, setzen Pfiffe und Buhrufe ein. Klaus Steffens, Vorsitzender des Freundeskreises des Buchheim Museums, konnte viele Unterstützer mobilisieren, die sich wie er gegen Schreibers Entlassung stellen. Kürzlich hatten sie bereits einen offenen Brief geschrieben, in dem sie die Zurücknahme der Kündigung fordern (wir berichteten). Doch nachdem Walter Schön, Vorstandsvorsitzender der Buchheim-Stiftung und damit oberster Dienstherr für die Mitarbeiter des Museums, im Gespräch mit unserer Zeitung noch einmal betont hat, dass er eine Wiederkehr des beliebten Museumschefs ausschließt – „nachdem wir einen Grund zur Trennung hatten, sehe ich die Chance nicht“ –, möchten die FreundeskreisMitglieder nichts unversucht lassen, ihr Missfallen über diese Entscheidung kundzutun.
Viele prominente Namen finden sich auf der Unterschriftenliste des offenen Briefes. Darunter etwa Bernrieds Erster Bürgermeister Georg Malterer. Auch er hält am Sonntag eine Eröffnungsrede. Und weist darin in Anlehnung an die Wunderwelt Bernried, um die es an diesem Tag ja eigentlich gehen soll, darauf hin, dass Bernried schon immer gut gewesen sei für Wunder. „Er meinte wohl, dass so auch im Falle der Wiedereinstellung Daniel J. Schreibers vielleicht die Hoffnung auf ein Wunder gerechtfertigt sei“, freut sich Klaus Steffens über die „sehr einfühlsamen“ Worte des Bürgermeisters. Auch Andrea Jochner-Weiß, Landrätin des Kreises Weilheim-Schongau, hebt in ihrer Ansprache die Verdienste Schreibers für das Museum hervor.
Tatsächlich ist es dessen und der Initiative des Bernrieder Altbürgermeisters Josef Steigenberger zu verdanken, dass die seit 2020 von ihnen gemeinsam konzipierte Wunderwelt immer weiter zum Leben erwacht. Das vom Freistaat und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums geförderte Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Bernried und des Buchheim Museums zielt darauf ab, zwischen Dorfzentrum und Ausstellungshaus eine entdeckungswürdige Landschaft entstehen zu lassen, die voller Überraschungen und Attraktionen steckt. Plätze mit interaktiven Kunstwerken werden geschaffen, an denen Menschen allen Alters zusammenkommen, miteinander staunen und spielen können. Bei einem internationalen Wettbewerb setzte sich das Kunst- und Design-Studio „Daily tous les jours“ aus dem kanadischen Montréal durch: Ihr interaktives Kunstprojekt „Musical Swings“ ist einer der neuen Spielorte der „Wunderwelt Bernried“. Drei Schaukeln hängen seit Sonntag am in den See ragenden Steg des Buchheim Museums und laden alle Passanten dazu ein, gemeinsam zu schaukeln. Der Clou: Durch ihre Schwünge erzeugen sie Musik – und bringen so die Welt zum Klingen. Vielleicht gelingt es auf diese Weise ja, wieder friedlichere Töne in Bernried anzustimmen.
Am Sonntagnachmittag bleibt die Stimmung gereizt. Gisela Geiger, ehemalige Leiterin des Campendonk Museums in Penzberg, fordert in ihrem Vortrag energisch eine Erklärung, warum ein so einfallsreicher Museumsdirektor wie Daniel J. Schreiber entlassen werden musste. „Dennoch hat der anwesende Vorstand Walter Schön auch bei dieser Veranstaltung keinerlei Erklärung abgegeben“, ärgert sich Klaus Steffens.