Der Malerfürst hält Hof

von Redaktion

Markus Lüpertz bei der Eröffnung der Kunstgalerie von Heller & Partner

VON KATJA KRAFT

Ja, was ist Kunst? Darüber lässt sich trefflich streiten. Markus Lüpertz, Bildhauer, Grafiker, gefeierter „Malerfürst“, gibt in seinem Grußwort am Montagabend in der neuen Münchner Galerie Brighter Art ganz nebenbei eine Antwort auf die alte Frage. „Liebe Kollegin!“, wendet er sich an Susanne Heller. Und macht damit klar: Jeder Mensch, der schöpferisch tätig ist, ist auch Künstler.

Susanne Heller ist’s, seitdem sie denken kann. Dass sie seit ihrer Kindheit täglich malt und zeichnet, hat sie nie an die große Glocke gehängt. Jetzt aber traut sie sich mit ihren Werken hinaus ins Licht der Öffentlichkeit. Ihre Arbeiten sind die ersten, die in den Räumen der neuen Kunstgalerie zu sehen sind. Die liegt im dritten Stock des Geschäftsgebäudes der Werbe- und Kommunikationsagentur Heller & Partner. Susanne Hellers Ehemann Stephan Heller, Vorstandsvorsitzender der Agentur, strahlt an diesem Abend mindestens genauso sehr wie seine Frau. So ein Markus Lüpertz flaniert ja schließlich nicht alle Tage in München mit seinem oberlässigen Spazierstock daher.

Zu diesem Anlass tue er’s gern, betont der langjährige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich bin immer wieder überrascht über Energien, die sich plötzlich auftun – wie hier gerade an den Wänden zu sehen ist. Das Ringen um Bilder.“ In einer Zeit, in der wir verlernten, hinzuschauen und uns ablenken ließen „von Eventveranstaltungen, wo es blitzt und wo es donnert, wo es knallt und wo es kracht“, seien Künstler auf das Publikum angewiesen. „Das heißt auf das Verständnis und auf die Intelligenz des Publikums. Man muss Bilder betrachten, das verlangt Zeit und Intention. Deshalb begrüße ich jede Initiative, die Bilder zeigt, sehr.“

Brighter Art möchte verstärkt Positionen von Künstlerinnen präsentieren. Constantin Heller, Spross der Familie, leitet die Galerie. Er betont: „Wir freuen uns, wenn sich Menschen bei uns melden, die noch ganz am Anfang ihrer künstlerischen Karriere stehen. Uns liegt die Förderung am Herzen.“

Sich im Markt zu etablieren, ist hart. Warum sich das antun? „Die Frage stellt sich nicht“, sagt Lüpertz (82). „Du sagst dir ja nicht: Ich werde Maler, weil ich doll zeichne. Du wirst Maler, weil du dich berufen fühlst. Das ist ein Drang. Und es ist kein Glück, Maler zu sein, das ist eine furchtbare Plackerei!“ Wer sich dieser Berufung hingebe, der setze sein ganzes Leben auf eine Idee. „Und ob von deinem Werk am Ende etwas übrig bleibt, ob die Arbeit sinnvoll war, wirst du gar nicht mehr erleben. Weil die Wirkung von Malerei Zeit braucht, die länger währt als das eigene Leben.“

Diese ewige Unzufriedenheit, diesen ewigen Hunger müsse man aushalten können. „Dann haben Sie Vergleiche: Sie kennen großartige Bilder, die gemalt wurden, Sie haben fantastische Kollegen; das ist wahnsinnig spannend, sich mit denen in Konkurrenz zu setzen. Gleichzeitig muss man sich seine völlige Freiheit und Unabhängigkeit bewahren.“

Was er Susanne Heller, die ja nun ganz neu einsteigt auf dem Kunstmarkt, raten würde? „Ich kann ihr nichts raten. Habe ich meinen Schülern auch nie, ich habe immer nur vorgelebt. Aber etwas muss ihr bewusst sein: In der Bildenden Kunst gibt es nichts Neues. Es gibt immer nur neue Künstler, die eine uralte Tradition – Bilder malen – persönlich interpretieren. Das ist das ganze Geheimnis der Malerei.“

Lüpertz ist nicht allein gekommen an diesem Abend. Der Mann mit dem Sinn für aus der Zeit gefallene edle Eleganz ist mit seiner Frau und den beiden Töchtern in München zu Besuch. Man darf sagen: Schönheit liegt in der Familie. Tochter Lilli Lüpertz muss herzlich lachen, wenn man sie fragt, ob der Papa zu ihnen genauso streng gewesen sei wie zu seinen Schülern: „Im Gegenteil!“ Er selbst bekennt: „Zu meinen eigenen Kindern war ich nie streng, dazu bin ich viel zu vernarrt in sie.“ In der Kunstakademie aber war die Linie klar. „Ich war autoritär. Die Schüler mussten mir die Tür aufhalten und in den Mantel helfen. Und meinen Worten lauschen.“ Sagt’s – und lächelt ein Lächeln, das verrät, wie viel Wärme in der vermeintlichen Härte liegt. Ein fürstlicher Abend.

Die Galerie Brighter Art

Possartstraße 14; Führungen und Kontakt unter www.brighter-art.de.

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