Molière ist ein Archetyp des Theaters. In seinen Komödien spiegelt sich die Aggressivität und gnadenlose Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft, weshalb seine Stücke heute ebenso viele Wahrheiten aufdecken wie vor 350 Jahren.
Die Gruppe des Theaters Perlach hat sich unter der Regie von Andrea Funk, die zusammen mit dem Ensemble eine Neufassung des Textes mit dem Titel „Der krank Eingebildete“ erstellte, Molières vermutlich bekanntestes Drama vorgenommen.
Dem Alter der jungen Schauspieltruppe angemessen, hat man aus dem egozentrischen Jammerlappen Argan, den Titus Schuhmacher mit viel Verve in Bademantel und Hausschlappen gibt, ein verwöhntes Upperclass-Jüngelchen gemacht. Angélique ist hier nicht Tochter, sondern Schwester, und pflegt trotz ständiger Unterstützung von Hausmädchen Toinette (Marie Höhne) eine besorgniserregende, stetig wachsende Depression.
Funk hat den doch immer wieder erstaunlich belastbaren Molière recht geschickt auf die gegenwärtige Post-Pandemie-Situation junger Menschen heruntergebrochen. Zwischen Klimawandel, Beziehungskrisen und Lehrstellenmangel taumeln sie zunehmend hilflos hin und her. Zwar spielen viele sich zu Ratgebern auf, doch die verfolgen eigene Interessen, egal ob Alternativmedizinerin (Lena Halve), Ex-Freund (Tim Dziarnowski), Handwerkerin (Aleksandra Jović) oder der smarte „Pillendealer“ (Lucas Näther) mit seiner schmissigen Verkaufsveranstaltung. Kostüm und Bühne sind zurückhaltend gestaltet, um den ausnahmslos frischen, sehr präsenten und charmanten Darstellern zum verdienten Glanz zu verhelfen. Ein schwungvoller Abend voller Namen, die man sich merken sollte.
Weitere Vorstellungen
am 14. September (MUCCA 31, Schwere-Reiter-Str. 2), 23. und 24. September (Hochäckerstrasse 87); Telefon 089/ 620 00 232.