Leichte Feder mit scharfer Seite

von Redaktion

VERNISSAGE Marc Herold zeigt „Der wehrlose Untergrund“ in der Munich Art Gallery

VON ULRIKE FRICK

Mag er auf dem Papier auch „irgendwo bei Hamburg“ geboren worden sein – seine Zeichnungen, Aquarelle und Illustrationen sind längst so deutlich vom Wohnort beeinflusst, dass man ihn zum Münchner honoris causa machen müsste. Marc Herold, Mitbegründer der legendären Comic-Schmiede und Designagentur „Die Artillerie“, lebt spürbar gerne hier in der Stadt. Das sieht man einigen seiner Kunstwerke an, die viel Retro-Charme besitzen, aber ganz ohne „Minga“-Kitsch auskommen.

„Der wehrlose Untergrund“ lautet der Titel seiner aktuellen Einzelausstellung in der Munich Art Gallery, und man darf sich beim Betrachten der Bilder immer wieder neu überlegen, was der titelgebende „wehrlose Untergrund“ denn in dieser oder jener Figurenkonstellation sein könnte. Scheinbar locker hingeworfen wirken seine Kompositionen auf den ersten Blick. Erst beim genaueren Betrachten fühlt man, wie Herolds leichte Feder auch eine scharfe Seite besitzt: Wie elegant er an der Banalität des Lebens schabt und den stupiden Alltag mit dem Bleistift seziert. Die Absurditäten, die uns alle umgeben, nimmt er wahr und fertigt daraus die treffendsten Spott-Bilder. Doch seine Karikaturen besitzen bei aller oft derben Bosheit immer auch ein liebevoll-versöhnliches Augenzwinkern, was oft an den großen F. K. Waechter erinnert. Wie sein erklärtes Vorbild ist Marc Herold ein Poet der kleinen Form. Kaum ein Bild ist größer als DIN A4. Daher kann man in den kleinen Räumen ganz viel von Herolds beißendem Humor genießen. Der raunende Off-Kommentar, der bei ihm wie auch bei Waechter häufig über den Illustrationen liegt, ist bei Herold allerdings von anderen Quellen inspiriert. Eben eher von „Planet der Affen“ oder „Geisterjäger John Sinclair“ als von Adorno.

Bis 8. Oktober

im Projektraum Munich Art, Amalienstr. 18; www.munichartgallery.de.

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