Mehr Raum für Fantasie

von Redaktion

Das Buchheim Museum wird erweitert – die Chef-Frage bleibt weiter ungeklärt

VON KATJA KRAFT

Still ruht der See. Und ruhig ist auch die Atmosphäre beim Pressetermin im Buchheim Museum Bernried. Fast das gesamte Team ist am Freitagvormittag anwesend, um die Pläne des künftigen Erweiterungsbaus vorzustellen. Die Marschrichtung ist klar: Man will nach vorne schauen. In eine Zukunft, in der das Haus nicht nur endlich Platz für die mehr als 1300 Werke hat, die der Tutzinger Sammler Joseph Hierling ihm vor zwei Jahren gestiftet hat, sondern in der auch nicht mehr über die Entlassung von Museumschef Daniel J. Schreiber und Pressereferentin Claudia Lamas Cornejo diskutiert wird. Wie berichtet, war beiden im August fristlos gekündigt worden. Der Vorwurf: „Störung des Betriebsfriedens“. Schreiber und Cornejo haben Kündigungsschutzklage eingereicht. Mit dem Ziel, ihre Jobs behalten zu können. Im Oktober steht der Termin vor dem Arbeitsgericht an, berichtet Walter Schön, Vorstandsvorsitzender der Buchheim Stiftung, unserer Zeitung. Nähere Details zu den Gründen der Entlassung? Möchte er auch jetzt nicht öffentlich erläutern.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jedenfalls merkt man das Unbehagen zu diesem Thema an. Zurückhaltende Antworten auf Nachfragen zur betriebsinternen Atmosphäre nach dem Weggang des Chefs und der Pressereferentin. Gut sei die, und dass man in diesem Haus besondere Herausforderungen gewohnt sei – „diese schaffen wir auch noch“.

Erich Schneider, dem die – angesichts der massiven Proteste gegen die Kündigungen undankbare – Rolle zufällt, das Haus interimsmäßig zu leiten, betont den immensen Teamgeist, den er in seiner neuen Wirkungsstätte erlebe. „Ich habe selten ein so starkes Team getroffen“, lobt der Kunsthistoriker, der seit 2011 im Stiftungsrat der Buchheim Stiftung sitzt und in seiner beruflichen Laufbahn unter anderem das Museum für Franken auf der Festung Marienberg in Würzburg geleitet hat. In Bezug auf seine neue Rolle betont er frohgemut: „Ich helfe gern mit, das Schifflein auf See zu halten.“ Und freut sich insbesondere auf das Projekt, das er an diesem Tag mit vorstellen darf: erwähnter Erweiterungsbau, der im besten Falle im Frühjahr 2025 an den Start gehen soll.

Noch bis Ende dieses Jahres soll ein Wettbewerb zur Vergabe des Projekts ausgeschrieben werden. Die Bauarbeiten selbst sollen dann nur zügige 20 Monate dauern. So der Plan des Büros Behnisch Architekten, das bereits das bestehende Gebäude geplant hatte. Doch laut deren Prognose wird das Museum womöglich ein ganzes Jahr lang schließen müssen. „Diese Nachricht hat uns geschockt“, gesteht Schön. Man sehe seitens des Stiftungsrates ein, dass eine Schließung während der Bauarbeiten notwendig sein werde – „doch wir hoffen darauf, dass man das etwas komprimieren kann. Und wir das Haus zumindest das Sommerhalbjahr über offen halten können.“

Auch Schön sieht die Zukunftspläne als wichtiges Signal in der jetzigen Situation. Nicht nur das Depot und die Ausstellungsflächen werden künftig größer sein, auch das Café erhält mehr Platz; das Museumsdach wird mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet und der gesamte, mittlerweile 20 Jahre alte Bau im Hinblick auf die Klimabilanz modernisiert.

Und doch bleibt die Frage, wie leicht die Organisation dieser „Operation am offenen Herzen“ (Schön) fällt, wenn nebenbei noch etwa die Pressearbeit vom Team zusätzlich übernommen werden muss. „Tatsächlich müssen wir gerade einige Dinge abfedern, doch das gelingt uns gut“, sagt Rajka Knipper, Sammlungsleiterin und stellvertretende Direktorin des Buchheim Museums. Sie würden die von Schreiber angestoßenen Projekte zu Ende führen. „Dazu muss man sagen, dass solche Projekte ja auch immer die Projekte eines Teams sind.“ Erich Schneider nickt: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich wirklich vorbildlich. Sagen wir es so: Es liegen viele lose Fäden herum, die sammeln wir nun gemeinsam auf.“ Mit seinem Vorgänger steht der Interimschef nicht in Kontakt – „da will und muss ich der Stiftung gegenüber loyal sein“.

Und so blickt auch Schneider positiv nach vorn. „Es ist ein großes Glück, für die Kunstwerke, die wir bewahren dürfen, auch noch die richtige Hülle mitgestalten zu dürfen. Das tun wir. Denn dieses Haus hat es verdient, dass es weitergeht.“

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