Er ist aktuell einer der erfolgreichsten Popstars aus Österreich. Johannes Sumpich alias Josh hat 2018 mit „Cordula Grün“ einen der größten Wiesn-Hits der vergangenen Jahre geschrieben und gesungen. 2021 lief sein Italo-Schmäh „Expresso & Tschianti“ im Radio rauf und runter. Am Freitag erscheint mit „Reparatur“ das dritte Studioalbum des Wieners, auf dem es nicht nur lustig zugeht (siehe Kritik links). Im Interview verrät der 37-Jährige, warum er seine Probleme mit Depressionen thematisiert – und wieso deutscher Kaffee nicht schmeckt.
Bei Ihren Liedern hört man ja schon, dass da ein Wiener singt. Aber es klingt längst nicht so derb wie der frühe Ambros oder wie der Nino aus Wien. Das versteht man auch in Köln. Ist das Rücksicht auf den deutschen Markt?
Gar nicht. Meine Mutter kommt aus Salzburg und mein Vater aus Oberösterreich, das hat mit Wienerisch halt gar nichts zu tun. Wir haben zu Hause auch nie viel Dialekt geredet. Ich kenne Künstler oder Künstlerinnen aus Österreich, die singen Hochdeutsch – und wenn der Song aus ist, reden sie wieder Dialekt. Das mach ich nicht. Ich red auch mit meinen Freunden so, wie ich singe.
Das ist genau der Wiener Charme, den man in Deutschland gerne hört. Auf der neuen Platte ist mit „Liebe mit Frühstück“ ein Lied, in das man sich reinlegen möchte. Das könnte der Nachfolger von „Der Kaffee ist fertig“ vom Peter Cornelius werden.
Das wollte ich nach einem schönen Sonntagmorgen klingen lassen. Ich liebe solche Songs extrem. Ich bin ja Riesenfan von US-Sänger John Mayer. Und alles, was so entspannt mit Gitarren und großen Melodiebögen daherkommt, macht mir ganz große Freude.
Auf „Reparatur“ singen Sie auch über Ihre Überlastungsdepression. Wichtigste Frage: Geht es Ihnen wieder gut?
Ja, ich bin wieder gesund. Es gibt Tage, an denen geht es mir sehr gut, und es gibt Tage, an denen es schlechter ist – aber alles in dem Rahmen, den man als aushaltbar und gesund betrachten kann.
War das für Sie klar, dass Sie darüber singen möchten? Und das auch mit einer gewissen Leichtigkeit, mit Josh-Schmäh?
Ich kann das gar nicht bewusst entscheiden. Wenn so ein Thema in meinem Kopf ist, schreibe und singe ich drüber, das geht gar nicht anders. Ich wollte das unbedingt auf der Platte haben. Und ich finde es auch schön, wenn man das zugeben kann und nicht so tut, als wäre jeder Tag super.
Komischerweise hatten Ihre großen Hits vor allem in Coverversionen Erfolg – „Cordula Grün“ von den Draufgängern, „Expresso & Tschianti“ von der Mountain Crew. Ärgert Sie das?
Erst einmal zeigt das ja, dass es keine ganz schlechten Songs sind. Ich kann es eh nicht verhindern – denn solange die die Musik und den Text nicht verändern, dürfen sie alles nachsingen. Dann rennt ein Indie-Song wie „Cordula Grün“ eben plötzlich auf der Wiesn. Und finanziell waren die Tantiemen für mich natürlich super, da konnte ich wieder entspannter meine Musik produzieren.
War es Ihnen ganz recht, nicht plötzlich durch diese Schlagerszene zu geistern?
Das auch. Ich wollte halt nicht zu Silbereisen. Die haben mich mit „Cordula Grün“ angefragt, ich hab Nein gesagt – und dann haben sie eben die Draufgänger angerufen. Ich hätte die Welle reiten und alles mitnehmen können, und ich hab dadurch auf ziemlich viel Geld verzichtet. Ich hatte damals echt keine Kohle. Aber damit wäre ich todunglücklich geworden. Am Ende hat sich’s ausgezahlt. Denn jetzt kommen die Leute zu den Konzerten und wissen, dass ich ein Livekünstler bin.
Letzte Frage: Was haben Sie gegen deutschen Kaffee? In einem neuen Lied geht es darum, dass eine Liebe bitter ist wie deutscher Kaffee.
Wir Wiener sind ja sehr stolz auf unsere Kaffeehaus-Tradition. Und was auf Tour teilweise in deutschen Hotels aus der großen Kanne rinnt, fällt bei uns halt nicht unter Kaffee. Das fängt schon beim Namen an. Wir trinken Kaffeeeee, mit ganz vielen e am Ende, Ihr trinkt’s Kafffffffe. Aber das ist natürlich nur Spaß. Wir freuen uns sehr auf Deutschland und auf München – trotz Kafffffffe.
Das Gespräch führte Jörg Heinrich.
Termine
Josh und Band spielen am 17. November im Vorprogramm von Seiler und Speer im Zenith in München und am 26. April 2024 ein eigenes Konzert in der Muffathalle; www.muenchenticket.de.