Ein Phänomen

von Redaktion

Willie Nelson und sein Album „Bluegrass“

VON WALTER WILLEMS

Der Mann ist ein Phänomen – wegen seiner unnachahmlichen Stimme, seinem markanten Gitarrenspiel und als Komponist zahlloser Country-Klassiker. Weit mehr als 100 Studioalben hat Willie Nelson in gut 60 Jahren veröffentlicht. Die Kumpels seiner Generation, mit denen er einst Platten aufgenommen hat – Johnny Cash, Waylon Jennings und Merle Haggard –, sind seit Jahren tot. Nelson macht weiter, mit nunmehr 90 Jahren, unermüdlich. Erst im Frühjahr gewann er zwei Grammys: einen für „A beautiful Time“ (2022) als „Bestes Country-Album“, einen für die „Beste Country-Solo-Performance“.

Nun erscheint mit „Bluegrass“ sein zweites Album in diesem Jahr. Der Name steht für jene Stilrichtung, die etwa ab den Vierzigerjahren Folk, Country und Gospel auf ausschließlich akustischen Instrumenten miteinander verschmolz. Dass Nelson musikalisch kaum Berührungsängste kennt, hat er längst unter Beweis gestellt. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass er erst jetzt Bluegrass eingespielt hat. Dafür hat er zwölf seiner Songs neu arrangiert mit Kontrabass, Banjo und Mandoline, Fiddle und nicht zuletzt mit der knarzenden Resonatorgitarre von John Ickes, die etwa „On the Road again“ frisches Leben einhaucht. Was jedoch noch weit mehr beeindruckt als die meisterliche Begleitband, ist Willie Nelson selbst, der selbst in seinem hohen Alter mit kraftvoller Stimme aufwarten kann – ob bei getragenen Walzern wie „Sad Songs and Waltzes“ oder bei schnellen Stücken wie „Still is still moving to me“. Der Mann ist und bleibt ein Phänomen!

Willie Nelson:

„Bluegrass“

(Sony Music).

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