Ein tierisches Vergnügen

von Redaktion

Die Internationale Jugendbibliothek feiert den Illustrator Reinhard Michl

VON ULRIKE FRICK

Maus, Frosch und Katze lehnen am Tresen. Die Eule beobachtet mit gelben Augen den nächtlichen Wald. Ein Löwe liegt scheinbar friedlich in der Sonne. Das Kaninchen sitzt einsam im Schnee. Ein Raubvogel fliegt über liebliche Hügel. Der aus Niederbayern stammende Künstler Reinhard Michl wurde mit seinen Tierzeichnungen und Buchillustrationen für Kinder und Erwachsene weltberühmt. Anlässlich seines 75. Geburtstages widmet ihm die Internationale Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg jetzt unter dem Motto „Die ganze Welt riecht lasterhaft nach Hunden, Katzen, Schnecken“ eine umfangreiche Werkschau.

„Das Prinzip der Fabel ist einfach unschlagbar: Man kann mithilfe von Tieren viel plastischer Geschichten erzählen als mit Menschen“, erläutert Michl. „Ein Kinderbuch zum Thema Scheidung der Eltern etwa bewegt die Kleinen ganz anders, wenn sie nicht über Menschen, sondern Bären als Identifikationsfiguren verhandelt wird.“ Auch die Geschichte einer Adoption ließe sich mit einer Fuchsmutter und ihren drei Welpen, die ein weiteres, verwaistes Junges aufnimmt, sehr plastisch erklären.

So geschehen 1982, als Michl die Illustrationen zu Irina Korschunows „Findefuchs“ zeichnet. Das Werk wird ein Bestseller, und Michl muss fortan nicht mehr jeden Auftrag annehmen. Stattdessen kann er sich auf Projekte konzentrieren, die ihm wichtig sind. Das sind lange Jahre in erster Linie Kinderbücher, für die der Illustrator zauberhafte Bilder anfertigt: fürs „Dschungelbuch“ über „Nils Holgersson“ und „Ein Tag am Fluss“ bis hin zu Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Michl zeichnet auch für Ausgaben von Paul Maar und den Brüdern Grimm, von Tilde Michels, Jutta Langreuter oder der Biermösl Blosn – er erschafft die fantasievollsten, lustigsten und detailreichsten Kunstwerke. Für „Micha und seine Brüder“, „Die Sendung mit der Maus“ oder „Siebenstein“ entwirft er zudem bewegte Bilder.

Unterstützt wird er dabei natürlich stets von gefiederten, geschuppten oder pelzigen Freunden. Eines ist für den 75-Jährigen immer entscheidend: „Die Tiere sollen aussehen wie in Wirklichkeit.“ Kein Kitsch, keine Übertreibungen. Keine allzu extrem stilisierten Hunde oder Katzen also, sondern welche, deren Fell sich beim Betrachten zu bewegen scheint.

„Ich bin nicht so gern da, wo’s wimmelt“, beschreibt Michl sich selbst und gleichzeitig das, was er bei der Gestaltung von Kinderbüchern mag beziehungsweise nicht mag. Mit drei Geschwistern daheim in der engen Wohnung – das war dem kleinen Reinhard oft zu eng. Häufig floh er in die Natur, beobachtete Tiere, Pflanzen, Jahreszeiten. Bis heute fühlt er sich im Freien besonders wohl. Das belegen aktuellere Skizzen von griechischen Buchten oder idyllischen Weihern.

Die liebevoll zusammengestellte Ausstellung zeigt neben bekannteren, immer charmanten und eine große Warmherzigkeit ausstrahlenden Illustrationen noch eine andere Seite von Michl. Die ist wesentlich dunkler, düster-romantisch gefärbt und oft auch ganz schön böse. Einige seiner verehrten Vorbilder, Alfred Kubin, Maurice Sendak etwa oder Tomi Ungerer, lassen sich darin deutlich erkennen. Auch wenn Michl seinen Arbeiten immer noch diesen ganz speziel-len, poetischen Zauber hinzufügt.

Bis 11. Februar

in der Internationalen Jugendbibliothek in Schloss Blutenburg,

Seldweg 15,

Mo. bis Do. 10-16 Uhr, Fr. 10-14 Uhr, Sa. und So. 14-17 Uhr;

www.ijb.de.

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