Erst vor wenigen Wochen machte der beliebte Wagner-Tenor Stephen Gould seine schwere Krebs-Erkrankung öffentlich. Es gebe keine Chance auf Heilung. Nun ist er im Alter von 61 Jahren gestorben. „Wir sind fassungslos und in tiefer Trauer. Unsere Gedanken sind mit seiner Familie und seinen Freunden“, teilte seine Agentur am späten Mittwochabend mit. Gould sei am Vortag gestorben.
Eigentlich war der US-Amerikaner bei den diesjährigen Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth im Sommer für drei große Partien eingeplant gewesen, einmal mehr hätte er als Wagners Marathon-Mann brillieren sollen. Jedoch hatte er aus gesundheitlichen Gründen abgesagt (wir berichteten). Ende August gab er dann zunächst sein Karriere-Ende bekannt, wenig später folgte die Nachricht über die schwere Krankheit.
Stephen Gould zählte zu den wichtigsten Heldentenören der vergangenen Jahrzehnte und trug seit 2015 den Ehrentitel „Österreichischer Kammersänger“.
Die Bayreuther Festspiele reagierten „fassungslos“ auf den Tod des Sängers: „Mit ihm verlieren die Bayreuther Festspiele und die gesamte Opernwelt einen herausragenden Sänger, Darsteller, Pädagogen, Freund und geschätzten Kollegen.“ Dem Festival war Gould eng verbunden. Er debütierte dort vor 19 Jahren als Tannhäuser. Bis 2022 sang er hier fast 100 Vorstellungen und avancierte zum Publikumsliebling am Grünen Hügel. Häufig sang er auch die Titelpartie in „Tristan und Isolde“, die als besonders herausfordernd gilt. Als Tristan war er in Bayreuth erstmals 2015 zu hören, in der Inszenierung von Festspiel-Chefin Katharina Wagner, es dirigierte damals Christian Thielemann.
2022 sagte Gould dem Sender BR Klassik: „Ein Sprinter bin ich nicht. Eher ein Langstreckenläufer. Es ist schade, dass in unserer Welt mit Tik-Tok alles in kürzester Zeit passieren muss. Wagner ist keine Oper, ist kein Entertainment. Es ist eine Meditation, ein Mantra.“
Zudem glänzte er im vergangenen Jahr beim ersten Festspiel-Open-Air in Bayreuth und bekam großen Jubel nicht nur für Ausschnitte aus Wagners Werk, sondern auch für das Lehár-Lied „Dein ist mein ganzes Herz“. Gould erarbeitete sich einen Ruf als Bayreuther „Iron Man“, weil er so viele lange Partien dort sang. „Seine bemerkenswerte Kondition, unbändige Neugierde und höchste Professionalität, auch im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, zeichneten ihn aus“, schreiben die Bayreuther Festspiele in ihrem Nachruf. „Wir danken Stephen Gould für die vielen unvergesslichen Abende bei den Bayreuther Festspielen, die er uns mit seiner einzigartigen Stimme und seiner grandiosen Bühnenpräsenz schenkte. Wir werden ihn unwahrscheinlich vermissen, Teil der Festspielfamilie wird er für immer bleiben.“