Von Beginn an löst Carolin Schmitz in „Mutter“ große Irritation aus: Man sieht die Schauspielerin Anke Engelke im Bad, beim Anziehen und Schminken. Anschließend verrichtet sie Arbeiten im Haushalt, fährt mit dem Auto zum Einkaufen. Doch die gut unterscheidbaren weiblichen Stimmen, zu denen sie lippensynchron spricht, stammen von unterschiedlichen Frauen. In diesen Monologen lassen sich die unbekannten Sprecherinnen über ihre Rolle als Ehefrau und Mutter aus. Durch die Anonymität geschützt oftmals sehr schonungslos und mit teilweise erschütterndem Fazit. Schmitz präpariert in dieser höchst artifiziellen Dokumentararbeit den Mythos der Mutter als ewig opferbereit heraus und beseitigt mit krassen Anekdoten die Mär von der durchgehend beglückenden Schwanger- und Mutterschaft rückstandslos. Birgt mehr Horror als „Rosemary’s Baby“. ulf