Dieser dreiste Coup sorgt in München noch immer für Aufregung: Ein Mitarbeiter des Deutschen Museums hat zwischen 2016 und 2018 vier wertvolle Gemälde aus dem Besitz des Hauses durch Fälschungen ersetzt und die Originale bei Münchner Auktionshäusern versteigern lassen. Der heute 30-Jährige kassierte nach Abzug diverser Gebühren insgesamt knapp 60 620 Euro. Dafür wurde der Mann am 11. September zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt (wir berichteten).
Dass die Fälschungen der vier Bilder überhaupt enttarnt wurden, ist wohl dem richtigen Riecher eines Provenienzexperten des Deutschen Museums zu verdanken. Der Mann, eigentlich spezialisiert darauf, die Herkunft kolonialer Kunstgüter zu untersuchen und zu dokumentieren, hatte sich aus Interesse Franz von Stucks Gemälde „Es war einmal“ aus dem Depot des Hauses bringen lassen. Das Werk war als Teil einer Schenkung bereits im hauseigenen System digital erfasst worden – zum Glück. Deshalb fiel beim Abgleich von Bild und Daten schnell auf: Da stimmt etwas nicht! „Es gab zum Beispiel signifikante Unterschiede auf der Rückseite des Gemäldes“, erklärt eine Sprecherin des Hauses. „Das Original sah ganz anders aus.“
Daraufhin erstattete das Deutsche Museum Anzeige. Die Kripo ermittelte. Es zeigte sich, dass es in der kriminellen Vorgehensweise Parallelen zu drei weiteren Gemälden gab: Neben dem Werk von Franz von Stuck waren dies „Die Weinprüfung“ von Eduard von Grützner sowie „Zwei Mädchen beim Holzsammeln im Gebirge“ und „Dirndl“ von Franz von Defregger. Die Spur führte schließlich zu dem ehemaligen Mitarbeiter.
Dass das Deutsche Museum über eine umfangreiche Kunstsammlung verfügt, mag erstaunen. „Die Werke stammen aus Erbschaften oder Nachlässen von Freunden des Hauses“, erläutert die Sprecherin weiter. Manches stamme aus den Anfängen, etwa ein Porträt von Museumsgründer Oskar von Miller, das Friedrich August von Kaulbach gemalt hat.
Man hoffe nun auf eine schnelle Rückgabe der geraubten Bilder. Beim Werk von Franz von Stuck ist das nicht ganz so einfach – es befindet sich derzeit in einer Galerie in der Schweiz.