Mit Biss

von Redaktion

Paul Weller in der Münchner Muffathalle

VON ULRIKE FRICK

Kaum ein Text über Paul Weller kommt bis heute ohne den Begriff des „Modfather“ aus. Der Ehrentitel passt natürlich nach wie vor perfekt auf den coolsten Kerl in der Münchner Muffathalle, den am Mikro mit der Gitarre um den Hals, dem Kaugummi im Mund und den nunmehr weißen Haaren bis zum Kinn. Das vorwiegend männliche Publikum und der einstige Britpop-Wegbereiter sind gemeinsam alt geworden. Was unschwer an den unzähligen ergrauten Schläfen, kahlen Schädeln und Tweedkappen in der Menge zu erkennen ist. Getanzt wird folgerichtig kaum noch, in der größten Ekstase im Verlauf des Abends wird ein wenig rhythmisch mit dem Kopf gezuckt.

Paul Weller und seine fünf Mann starke Band auf der Bühne verausgaben sich da deutlich mehr. Mit „Cosmic Fringes“ aus dem jüngsten Album „Fat Pop“ geht es am Dienstagabend los – und schon nach den ersten Takten wird klar, dass der Mann auch nach seinem 65. Geburtstag nichts von seinem Schwung und Biss verloren hat.

Mit großen Hits seiner Zeit bei The Style Council wie „My ever changing Moods“ oder „Headstart for Happiness“ beschwört Paul Weller einerseits die Vergangenheit. Er präsentiert aber andererseits die neuen wie alten Titel in einem faszinierend frischen, schillernden musikalischen Gewand, unterstützt von zwei Schlagzeugern und viel mehr Gitarrenriffs als früher.

Ein vor guter Laune strotzender Alleinunterhalter ist er aber immer noch nicht geworden, wenn er sich zu einem knappen „Guten Abend“ und anschließend sporadisch im deftigen Londoner Slang zu kurzen Ansagen herablässt. Verzeiht man ihm aber sofort. Mit seiner erstklassigen Truppe rockt er knackig durch Hits wie „Jumble Queen“ und die vermutlich weltbeste Live-Version von „Shout to the Top!“, er knarzt sich durch „Wild Wood“ und beschließt die Show schließlich mit „That’s Entertainment“, und alle schwelgen in seligen Erinnerungen an früheste The-Jam-Tage.

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