Wie viele schwarze Romanfiguren kennen Sie? Vermutlich wenige, weil schwarze Figuren in westlicher Literatur seltener vorkommen als Menschen anderer Hautfarbe. Oft werden sie von weißen Autoren benutzt, um Klischees nachzuzeichnen. Das ist das Ergebnis von Toni Morrisons neu aufgelegtem Essayband „Im Dunkeln spielen“. Morrison, die 1993 als erste schwarze Autorin den Literaturnobelpreis gewann, seziert darin unter anderem Romane von Poe und Hemingway. Sie zeigt, wie schwarze Figuren reden, aussehen, behandelt werden. Ihre Kritik ist mehr wissenschaftliche Abhandlung denn bildhafte Lektüre. Es braucht Zeit, um im Text anzukommen. Dann aber entfaltet sich die Macht von Morrisons Gedanken. Ein Buch zum Reflektieren, nicht zum Einschlafen. klr