„Ich liebe in der Musik die Überraschung. Wenn ich auf ein Konzert gehe und es passiert viel, bin ich total begeistert.“ Klingt wie Eigenwerbung, wenn Monika Roscher über ihre musikalischen Vorlieben spricht. Denn ein Konzert der von der Gitarristin, Sängerin und Komponistin geleiteten Monika Roscher Bigband ist allemal ein fulminantes, immer wieder verblüffendes Ideenfeuerwerk. Dieses zündet die quirlige Fränkin auch wieder einmal in ihrer Wahlheimat München. Wobei das Konzert am morgigen Freitag im Volkstheater schon insofern etwas Besonderes ist, als Roscher dabei den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik überreicht bekommt, der ihr vergangene Woche für ihr Album „Witchy Activities and the Maple Death“ zuerkannt worden ist. Wir haben die Bandleaderin vorab zum Gespräch getroffen.
„Ich mache vor nichts Halt. Beim Schreiben bin ich eigentlich immer offen für alles, von Klassischem über Rock, Metal und elektronische Musik bis zum Jazz natürlich. Ich mache mir aber keinen Kopf, wo’s stilistisch hingeht“, beschreibt Roscher ihren Schaffensprozess. Die Schallplattenpreis-Jury bescheinigt ihr „orchestrale Opulenz ebenso wie rockinspirierte Intensität“ und lobt das Ergebnis so: „Das ist Ensemblejazz auf Augenhöhe der Zeit und zugleich ein faszinierend stilbuntes Statement einer herausragenden Big Band.“
Tatsächlich vereint die vielseitige 38-Jährige mindestens eine Sängerin/Songwriterin mit einem Hang zu düster-assoziativen Texten – ihre Stücke tragen Titel wie „A Taste of the Apocalypse“ und „The leading Expert of Loneliness“ – und eine unbekümmert irgendwo zwischen Frank Zappa und Carla Bley irrlichternde Komponistin in sich. Seit zwölf Jahren gibt es die Big Band jetzt, mehr als die Hälfte der aktuellen 18-köpfigen Besetzung ist von Anfang an dabei. „Man lernt sich immer besser kennen, und inzwischen kann ich auf die Stärken einzelner Musiker hinschreiben“, freut sich Roscher über die Entwicklung ihres Herzensprojekts. Denn ein solches ist die Leitung der Big Band zweifellos, weil in ökonomischer Hinsicht „total Banane“, wie Roscher lachend konstatiert.
Tatsächlich verdient sie, die an der Münchner Hochschule für Musik und Theater Komposition studiert hat, ihren Lebensunterhalt eher mit Auftragskompositionen und Theatermusiken, etwa fürs Münchner Residenztheater, und „die Überschüsse fließen dann in die Big Band“. Überhaupt ist Roscher niemand, der sich von Schwierigkeiten aufhalten lässt. Als im vergangenen Jahr Enja-Chef Matthias Winckelmann starb, der ihre ersten beiden Big-Band-Alben produziert und veröffentlicht hatte, gründete sie kurzerhand ihr eigenes Label Zenna Records. „Künstlerisch ist das natürlich der Jackpot“, meint Roscher, „businesstechnisch“ stünde sie aber noch ganz am Anfang.
„Witchy Activities and the Maple Death“ ist nun die erste Veröffentlichung auf CD und Doppel-Vinyl. Aber auch auf Streamingdiensten wie Spotify findet man ihre Musik inzwischen. Damit lasse sich zwar auch nichts verdienen, aber es sei halt „schon geil, wenn dir auf einmal Leute aus Mexiko schreiben, wie toll sie deine Musik finden“. Bei der kunterbunten Vielseitigkeit von Roscher, die als Vorbilder vor irgendwelchen Jazzgrößen erst einmal Rockbands wie King Crimson und The Mars Volta nennt, bleibt die Frage der Zielgruppe. Wer ist denn morgen im Volkstheater gut aufgehoben? „Ich glaube, Leute, die Lust haben, sich zwei Stunden auf ein total wildes Ding einzulassen.“
Konzert
im Volkstheater München, Freitag, 20 Uhr. Karten unter 089/ 52 34 655.