Ungewöhnlich mag die Themenwahl der Musical-Performance „The Show must go on“ scheinen, die am Donnerstag im Münchner Schwere Reiter uraufgeführt wurde und die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen wie auch klischeehafte Rollenbilder im Musical-Business anprangert – neu ist sie nicht: Bereits 1975 erhob der Broadway-Dauerbrenner „A Chorus Line“ ähnliche Vorwürfe gegen das eigene Metier und rührte als Plädoyer gegen die Austauschbarkeit gesichtsloser Darstellerinnen und Darsteller ein Millionenpublikum.
Was dort funktioniert, wirkt konstruiert bei der aktuellen Produktion, die sich als „Musical-Performance“ versteht, „die kein Musical ist“. Denn wenngleich Choreografin Katja Wachter kein Musical realisiert, bedient sie sich ausschließlich aus dessen darstellerischem Material, dem sie die Sprache des zeitgenössischen Tanzes überstülpt. Toll ist das Trio Anna Angelini, Wolfram Föppl und Danai Simantiri aber dort, wo es eine eigene Expertise demonstrieren kann, was bei den drei Solonummern überzeugend gelingt.
Wirkt der Abend konzeptionell nicht schlüssig, so lohnt sich ein Besuch dennoch, um das künstlerische Potenzial des Nachwuchses der Münchner Talentschmiede Theaterakademie August Everding zu bestaunen, aus der Angelini, Föppl, Simantiri wie auch der Komponist Hardy Punzel stammen – vor allem von Letzterem als eigentlichem Glücksgriff der Produktion wird man sicher noch einiges hören.
Weitere Vorstellungen
am 7. und 8. Oktober; www.schwerereiter.de.