Zuckerfrei

von Redaktion

Andrew Manze leitete die Philharmoniker

VON TOBIAS HELL

Über einen Mangel an Prominenz auf dem Podium können sich die Münchner Philharmoniker eigentlich nicht beschweren. Doch erfreulicherweise erhalten trotzdem auch Orchestermitglieder hier hin und wieder Gelegenheit, sich solistisch zu präsentieren.

Cellist Floris Mijnders wusste dabei das in ihn gesetzte Vertrauen am Wochenende in der Isarphilharmonie mehr als zu erfüllen: mit einer konzentrierten Darbietung des a-Moll-Konzerts von Saint-Saëns, bei der konsequent jener Zuckerguss abgekratzt wurde, mit dem dieser Komponist oft zugekleistert wird. Wobei die emotionale Komponente bei Mijders gerade im langsamen Mittelteil dennoch nicht zu kurz kam. Er wurde behutsam unterstützt von Andrew Manze am Pult sowie von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Orchester. Deshalb war es umso stimmiger, dass für die vom Publikum geforderte Zugabe mit Theo Mackebens „Frauen sind keine Engel“ der Rest der Cellogruppe schwungvoll mit einstimmte.

Eingerahmt wurde dieser Auftritt von zwei spirituellen Werken. Zunächst mit dem „Angelus“ von Victoria Borisova-Ollas, die hier 2008 im Auftrag der Philharmoniker einen Spaziergang durch München in Noten gefasst hatte, bei dem die Glockenspiele von Gotteshäusern wie dem Alten Peter oder der Frauenkirche das sanft dahinwogende Stück strukturieren.

Stärkeren Eindruck hinterließ aber trotz dieses Heimvorteils das Fauré-Requiem, bei dem vor allem der von Andreas Herrmann präzise vorbereitete Chor glänzen durfte. Selbst in großer Besetzung wussten die Damen und Herren wieder ebenso differenziert wie textdeutlich zu agieren und ließen sich von Andrew Manze zu zartesten Piani animieren. Eine Qualität, die auch Sopranistin Elsa Benoit auszeichnete, während Benjamin Appl die Bariton-Soli zwar textdeutlich, aber nicht immer auf Linie ablieferte.

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