Die Suche nach dem Kern des Lebens

von Redaktion

Die Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück ist im Alter von 80 Jahren gestorben

Schon als Mädchen schrieb Louise Glück Gedichte. Nach ihrem Debüt „Firstborn“ (1968) veröffentlichte sie zahlreiche Lyrikbände sowie Essays über Poesie. Jetzt ist die US-Autorin im Alter von 80 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens gestorben.

Glück wurde 1943 in New York geboren und wuchs als Tochter eines Unternehmers und einer Hausfrau in Long Island auf. Ihre Großeltern väterlicherseits waren aus Ungarn eingewanderte Juden. Als Kind litt Glück unter Essstörungen, Psychotherapie war lange wichtiger Teil ihres Lebens. „Ich war ein einsames Kind“, erinnerte sich die Lyrikerin in einem ihrer seltenen Interviews. „Meine Interaktionen mit der Welt als soziales Geschöpf waren unnatürlich, gezwungen, und ich war am glücklichsten, wenn ich gelesen habe.“ Nach der Schule besuchte sie zeitweise das Sarah Lawrence College und die Columbia University in New York. Später lehrte Glück, die zweimal verheiratet war und einen Sohn hatte, an verschiedenen Universitäten, zuletzt in Yale.

Ihr erster Gedichtband „Firstborn“ sei ihr heute eher peinlich, sagte die Autorin einmal. „Ich schaue ihn mir jetzt an, und er scheint mir dünn und uninformiert und gefüllt von dem Wunsch zu schreiben. Das nächste Buch zu schreiben – ,The House on Marshland‘ – hat etwa sechs Jahre gedauert, und ich denke, von diesem Punkt an war ich gewillt, meinen Namen drauf zu setzen.“ Sie schreibe auf zwei unterschiedliche Arten, erzählte Glück weiter. Entweder ganz langsam oder ganz schnell. „Es gibt die Gedichte, die immer und immer wieder neu bearbeitet werden, auseinandergenommen werden, aber in sehr komprimierter Zeit. Und dann gibt es Gedichte mit widerspenstigen Wörtern, Phrasen, Dinge, von denen ich denke, dass sie besser sein könnten.“ Wichtig sei aber die stetige Veränderung: „Sobald ich mich selbst fassen und beschreiben kann, will ich sofort das Gegenteil tun.“ Bei Luchterhand sind vier ihrer Werke auf Deutsch erschienen: „Wilde Iris“, „Averno“, „Winterrezepte aus dem Kollektiv“ und „Treue und edle Nacht“.

Im Jahr 2020 war Louise Glück mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Die Schwedische Akademie begründete die Wahl mit der „unverkennbaren poetischen Stimme“, mit der Glück „mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell“ mache. In ihren Versen geht es fast immer um Gefühle und Gedanken – um Einsamkeit, Familie, Liebe, Verzweiflung und Tod. All das ist oft durchwirkt von Mythen und Sagen. CHRISTINA HORSTEN

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