Groß denken, davor hat sich Richard Strauss nie gescheut. Das zeigt sich unter anderem in seiner „Elektra“, für die er im Graben mehr als 110 Instrumente verlangt. Kein leichtes Unterfangen also, das archaische Rachedrama auf eine rund halbstündige Rhapsodie zu reduzieren und trotzdem den Geist des Originals zu erhalten. Genau dies hatte sich aber Dirigent Manfred Honeck vorgenommen, der nun seine für das Pittsburgh Symphony Orchestra entstandene Bearbeitung bei den Münchner Philharmonikern vorstellte.
Was den monumentalen Klang betrifft, mussten in der Isarphilharmonie keine Abstriche gemacht werden, dröhnte einem das wuchtige Agamemnon-Motiv zu Beginn doch gleich zweimal entgegen. Was für die mit der Partitur vertrauten Opernfans nicht der einzige Irritationsmoment bleiben sollte. Denn Honecks „Karaoke-Fassung“ verzichtet darauf, die Gesangslinien auf Instrumente umzuverteilen, überspringt einzelne Episoden und ordnet das Verbleibende teilweise neu an. Ein zwiespältiges Experiment, das im Kontext des Programms aber seinen Zweck erfüllte.
Begonnen hatte der Abend nämlich mit der Uraufführung von Gloria Isabel Ramos Trianos „Balmung“, das sich mit dem gleichnamigen Siegfried-Schwert aus dem „Nibelungenlied“ beschäftigte und im Bestreben, Wagner zu toppen, in Hollywood-reifen Klangexzessen schwelgte inklusive motivischer Anleihen beim Bayreuther Meister.
Eingerahmt hiervon war das Korngold-Violinkonzert. Ein adäquates Bindeglied, verarbeitete der Komponist doch Melodien, die unter anderem seinem Oscar-gekrönten Soundtrack zu Melvin LeRoys „Das rastlose Leben“ entstammen. Solistin María Dueñas ließ sich zum Glück nicht vom großen Pathos verführen und präsentierte eine gerade im ersten Satz wohltuend zurückhaltende Interpretation. Dies unterstützt von Honeck, der das Orchester immer wieder sanft zurücknahm. Eine überzeugende Lesart, die ihre Kraft aus leisen Momenten schöpfte, ehe Dueñas im Finale ein zu Recht bejubeltes virtuoses Feuerwerk folgen ließ. TOBIAS HELL