Großhirn an Hände: Applaus!

von Redaktion

Otto rockt das Literaturhaus

VON ALEXANDER ALTMANN

Er jodelt und klampft, wirft knallbunte Plüsch-Ottifanten ins Publikum oder zitiert auch mal auswendig einen Paragrafen aus dem Urheberrechtsgesetz. Und spätestens wenn wir beim Klassiker „Dänen lügen nicht“ (frei nach Michael Holm) alle mitsummen dürfen, gilt die Devise „Kleinhirn an Großhirn: einfach mal abschalten!“

Eine solche Performance hat das ehrwürdige Münchner Literaturhaus schon lange nicht mehr gesehen, denn Otto Waalkes rockte mit seiner Gitarre buchstäblich den Saal. Wo sonst andächtige Zuhörer wispernden Dichtern lauschen, vernahm man nun – ganz ohne „Triggerwarnung“ – herrlich unkorrekte Töne: „Im Wald da steht ein Hexenhaus, und Gretel zieht sich nackend aus“, trällerte Otto zur Spider-Murphy-Gang-Melodie von „Skandal im Sperrbezirk“, und fast wirkte es wohltuend, dass dieser Literatur-Ort mal mit Gealber und Blödsinn durchgelüftet wurde, weil Deutschlands berühmtester Ostfriese dort sein neues Buch vorstellte und diese Promotion-Veranstaltung zu einer veritablen kleinen Otto-Show ummünzte.

Sehr erstaunlich immerhin, dass der langhaarige Treibauf (der die Glatze meist unter einer Schirmmütze verbirgt) mit seinen 75 Jahren immer noch jungenhaften Charme versprüht, obwohl er doch längst ein lebendes Denkmal ist – und das Publikum folgerichtig eher aus gesetzten Herrschaften besteht, die ganz nostalgisch mal wieder dem Spaß-Idol ihrer Kindheit und Jugend huldigen möchten. Die Schlange der Fans, die sich nach der Veranstaltung zum Bücher-Signieren anstellte, war jedenfalls endlos.

Aber das (Bilder-)Buch, das hier quasi nebenbei vorgestellt wurde, ist ja auch ein Knaller: in „Ganz große Kunst“ finden sich „75 Meisterwärke“ (!) des studierten Künstlers Otto, mit denen er berühmte Gemälde der Kunstgeschichte parodiert – vom „Mädchen mit dem Ottifanten-Ohrring“ (nach Vermeer) bis zum „Ottifanten mit dem Goldhelm“ (nach Rembrandt). Klar, dass es da schließlich hieß: „Großhirn an Hände: heftig applaudieren!“

Otto Waalkes:

„Ganz große Kunst“.

Heyne Verlag, München,

176 Seiten; 26 Euro.

Otto lüftete den Literatur-Ort ordentlich durch

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