Im Riesenrad der Liebe

von Redaktion

Vladimir Kornéevs leidenschaftliche Hommage an Edith Piaf im Prinzregententheater

VON TERESA GRENZMANN

„Solang’ die Welt sich dreht, l’amour mal kommt, mal geht“, singt und swingt Vladimir Kornéev. Denn davon handelt dieser mitreißende Abend im Prinzregententheater: vom unaufhörlich sich drehenden Riesenrad aus Liebe, Hoffnung, Abschied, Schmerz und neuer Liebe. „La vie en rose“, dieses Mittwochskonzert des Münchner Rundfunkorchesters, ist eine musikalisch-erzählerische Hommage an Édith Piaf, die am 10. Oktober vor 60 Jahren nur 47-jährig starb.

„Sous le ciel de Paris“, „Padam…padam“, das haben wir doch alles schon tausendmal gehört? So sicher nicht. Denn die Arrangements von Markus Syperek, der das Konzert am Flügel begleitet, überraschen mit viel Witz und kompositorischen Anspielungen von Eisler bis Rachmaninow, die das gut gelaunte Orchester unter der Leitung von Ernst Theis, unterstützt von Konstantin Ischenko am Akkordeon schwungvoll umsetzt. Kein Wunder, steht, zappelt, interagiert doch mit dem Sänger und Schauspieler Kornéev nicht nur ein Spross der hiesigen Theaterakademie August Everding an der Rampe, sondern auch ein ansteckender Entertainer, der trotz seiner überschäumenden Begeisterung souverän und mit bitterem Humor durch die Gefühlsbäder eines bewegten Lebens und die Legenden, die sich darum ranken, führt.

Der „Spatz von Paris“, auf der Straße geboren, aufgewachsen im Bordell der Großmutter, mit 20 wird sie für die Bühne entdeckt. Das Leben schenkt der Piaf nichts: die Schläge ihrer Kindheit, der Verlust ihrer kleinen Tochter, dann ihrer großen Liebe… „Als würde das Schicksal ihr das Recht auf Liebe nicht gönnen, damit sie weiter singend danach ruft“, fühlt Kornéev mit. Als leidenschaftlicher Interpret hat er nicht nur einige der Texte ins Deutsche übersetzt, er mischt auch zwei eigene Chansons passend ins Programm. Es geht nicht darum, einer überirdischen Chansonnière nachzueifern, die ihr Leben in ihre Stimme zu legen und mit dieser Stimme ganze Welten zu füllen vermochte. Wahrhaftigkeit, Originalität und glänzende Unterhaltung – damit bleibt diese Hommage im Gedächtnis.

Aufzeichnung

unter rundfunkorchester.de/audio-video.

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