Clevere Marketing-Idee: Man nehme vier Zugpferde aus dem eigenen Stall und spanne sie zu einer Supergroup zusammen. Und damit es auch wirklich zu jedermanns Vorteil gereicht, lasse man sie nicht nur Eigenes spielen (kann doch niemand mitsummen!), sondern auch ganz viele Chart-Hits. So geschehen beim Münchner Act-Label, wo man aus den deutschen Aushängejazzern Michael Wollny (Piano) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug), Nils Landgren, dem Mann mit der roten Posaune, und dessen schwedischem Landsmann Lars Danielsson am Bass das Quartett 4 Wheel Drive gebildet hat.
Wie gut der poppig aromatisierte Köder für ein großes Publikum, das sonst teilweise einen ebensolchen Bogen um den Jazz machen würde, funktioniert, zeigte das Heimspiel in der bis unters Dach gefüllten Isarphilharmonie. Zum Auftakt singt Landgren Elton Johns „Your Song“, gefolgt von einem Instrumental-Cover von „Lady Madonna“. Und so beginnt ein 90-minütiges „Erkennen Sie die Melodie?“-Potpourri, in dessen Verlauf man unter anderen auch noch Simon & Garfunkel und Sting erraten darf.
Das geschieht, wie im Fall von „Sounds of Silence“, mal instrumental, aber Landgren singt halt leider auch sehr gern. Ein Vergleich, der wie etwa bei „Shadows in the Rain“ angesichts seiner flachen, ausdruckslosen Stimme leider immer zugunsten des Originals ausgeht. Dazwischen wird auch immer wieder Selbstkomponiertes eingestreut mit verblüffend sprechenden Titeln: Haffners „April Rain“ tröpfelt arg zäh vor sich hin, während es bei Wollnys abschließendem „Spring Dance“ quicklebendig zugeht.
So schnurrt dieser stromlinienförmig designte, Vierrad-getriebene Popjazz-SVU so störungs- wie überraschungsfrei dahin. Einzig Wollny erweitert mal eigensinnig die Harmonien der Vorlagen und phrasiert quer zum allzu Erwartbaren. Ansonsten hat man den Eindruck: Vier exzellente Musiker haben einfach auf Autopilot geschaltet und den Sicherheitsmodus aktiviert, um auch eher jazzferne Hörer nur ja nicht zu überfordern. Egal, Riesenjubel, zwei Zugaben.