In knapp einem Jahr wird das Münchner Stadtmuseum seine erste Ausstellung zeigen – aushäusig. Dann wird man in der Kunsthalle mit einer Jugendstil-Schau aus der eigenen, unglaublich reichhaltigen Sammlung dieser Aufbruchsrichtung beweisen, dass man gut in die Interimsphase gestartet ist. Stand derzeit wird diese wegen der schändlichen Verzögerung durch den Stadtrat bis 2031 dauern. Jetzt aber ist das Team aus Sammlungsleiterinnen und -leitern um Direktorin Frauke von der Haar von Kopf bis Fuß auf Abschied eingestellt. Ab heute Abend ist ganz München eingeladen, bei freiem Eintritt leise Servus zu sagen.
Ältere Einheimische, denen das Stadtmuseum von Kindesbeinen an eine bunt schillernde Schatzkammer war und die sich an legendäre Präsentationen schwärmerisch erinnern, werden wohl melancholisch durch die Räume flanieren. Jedoch nicht lange, denn Mascha Erbelding, Chefin der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei, hat mit „Hin und weg“ für eine Dauer-Sause bis zum 7. Januar 2024 gesorgt. „Am besten, man kommt jeden Tag vorbei“, kommentierte sie bei der Programm-Pressekonferenz trocken. Rund 150 Angebote gibt es: von „Ene mene muh, Münchner Kindl, wo bist du“ (Volkshochschule) für ab Vierjährige in Begleitung bis zum Mitsingkonzert für Senioren.
Naturgemäß werden viele Führungen zu den letzten Ausstellungen gemacht. In der Tat sollte keiner das lustig-verwegene „(K)ein Puppenheim“ und das berührende „München – Displaced“ versäumen. „Jeder Kollege wollte was beitragen“, betonte Erbelding. Was bedeutet, dass Neugierige umfassend zufriedengestellt werden; ob es sich nun um Münchner Eigenheiten wie die Straßenlaterne von Jugendstilmann Bruno Paul handelt, ob man erfährt, dass der Bau von Theaterpuppen für Frauen eine „emanzipatorische Kunstform“ war; oder ob man sich in das Thema Migration vertieft. „Wir haben uns auch was gegönnt“, gestand die Kuratorin weiter und meinte damit Lesungen von Lena Gorelik bis Matthias Kiefersauer, TV-Regisseur und Kolumnist unserer Zeitung.
Gegönnt hat das Museumsteam uns obendrein Puppentheatervorstellungen wie „Shlomos Chanukka Wunderlampe“ von der Bubales-Truppe. Außerdem bildende Kunst. Sie ist nicht nur in „(K)ein Puppenheim“ vertreten, sondern ab morgen, 17.30 Uhr, leuchtend an der Museumsfassade Oberanger, Ecke Rosental. Brunner/Ritz haben Münchner um Lampen-Leihgaben gebeten, die täglich ihr Ade-Licht scheinen lassen.
Da das Haus am St.-Jakobs-Platz neben Mode, Grafik, Fotografie, Möbeln und vielem anderen sogar Musikinstrumente beherbergt, hatte sich deren Sammlungsleiterin Miriam Noa eine neue Art der Vermittlung ausgedacht – nach dem Motto „Wie stelle ich Musik aus?“ Daraus entstand „Kollabs“ (aus „Kollaboration“ und „Labor“). Dabei sei ihr wichtig, wie sie sagte, das Dreieck von Künstlern, Museumsleuten und Publikum aufzulösen. Das „Kollabs II“ ist erneut ein offenes Atelier, das vom historischen Material ausgeht und unter dem Titel „Splitter“ irgendetwas damit ausprobiert. Pro Woche gibt es eine feste Künstlerin, die mit Neuer Musik arbeitet und mit Besucherinnen und Besuchern Performances oder klingende Objekte entwickelt. Nicht nur das werden wir bei der Langen Nacht am 6. Januar hören, dann verabschiedet sich nämlich auch das Filmmuseum mit besonderen Vorführungen vom Mutterschiff. Wie das Stadtcafé darf es bis 2027 in dem ursprünglich mittelalterlichen, nach dem Krieg rekonstruierten „Marstall“ bleiben.
Alle Informationen
finden sich im Internet unter muenchner- stadtmuseum.de (manche Veranstaltungen sind kostenpflichtig).