Gleich zwei ehemalige Meister des Wiener Burgtheaters sind in dieser Aufnahme zu hören: Christiane Hörbiger (1938-2022) und Peter Simonischek (1946-2023) lesen drei „Novelletten“ des österreichischen Schriftstellers Arthur Schnitzler (1862-1931) über Ehebruch und einseitige Liebe. Doch wie unterschiedlich sind Lesetechniken, Sprechduktus und Tempo der beiden Schauspieler! Simonischek liest langsam und bedächtig, baut die psychologische Entwicklung seiner Heldinnen aus sich selbst heraus auf, während Hörbiger von Anfang an Gas gibt, weit schärfer zugreift, dabei aber stets präzise bleibt und glasklar jedes Wort aus einer enormen inneren Konzentration heraus formt. Inhaltlich zeigen die drei Erzählungen trotz der Unterschiedlichkeit der Texte immer wieder das Gleiche: Menschen benutzen einander und lügen sich selber was vor. Im Grunde sind wir alle Egoisten. Der gelernte Nervenarzt und Psychologe Schnitzler ist genau der Autor, der dies in seinen Werken immer wieder anhand verschiedener Fälle zeigt. hilo