CD Erotische Marienverehrung

von Redaktion

Hervorragend (((((

Eine Frage der Zeit war es, bis sich Raphaël Pichon eines der großartigsten kirchenmusikalischen Werke vornimmt. Es ist gewissermaßen eine Einspielung von 0 auf 180 – mit dieser Marienvesper erreichen der französische Dirigent und sein Ensemble Pygmalion die Spitzengruppe der Monteverdi-Diskografie. Aufgenommen wurde das Album im Pariser Temple du Saint-Esprit. Der (vom Komponisten so vorgesehene) Nachhall gibt allem Fülle und Größe. Pichon ist weniger angriffslustig als etwa John Eliot Gardiner, aber auch nicht so vegan unterwegs wie andere Kollegen. Elegant, weich, süffig klingt dieser Monteverdi, vor allem enorm substanz- und farbenreich. Was wir hören, ist echter Barock – also das klingende Äquivalent zur prallen Gemäldekunst der damaligen Epoche. Und ein weiterer Beweis für die Lebenslüge dieser Religion: So lustfeindlich sie sich in den Dogmen gibt, so erotisch äußert sie sich in der Kunst. th

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