Kurz nach 23 Uhr geben die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer im Münchner Prinzregententheater auf und gehen heim – vielleicht weil die Babysitterin nur bis Mitternacht angeheuert ist. Aber der großartige Olli Dittrich lässt sich nicht stören. Er plaudert weiter, über den Schweizer XY-Fahnder Werner Vetterli und über die Zusammenhänge zwischen Ede Zimmermanns Mörderfangen und Raumschiff Orion. Die, die über drei Stunden „Dittsche Live“ durchhalten (und das sind die allermeisten), haben eine Riesenfreude, dem Hamburger Frikadellen-Philosophen beim nimmermüden Abschweifen zuzuhören.
Wobei: So genau weiß man nicht, ob da Olli Dittrich im abgeschabten Bademantel mit „Schumiletten“ an den Füßen über die Bühne schlurft – oder seine Paradefigur Dittsche, der Nietzsche von der Eppendorfer Grill-Station. Denn manchmal lässt Dittrich Rolle Rolle sein und freut sich diebisch, wenn sein wunderbarer Quatsch zu Beifallsstürmen führt: „Der ist ganz gut, nä? Den erzähl ich morgen in Stuttgart auch.“
Der Abend ist ein Triumph des Minimalismus. Mann, Mikrofon, Bademantel und ein quicklebendiger Geist genügen dafür, dass ein ausverkauftes Theater an Ollis Lippen hängt. Dittsche-Dittrich, der Alster-Polt, der Helge Schneider ohne Jazz, springt von den keimfreudigen Salaten von Imbisswirt Ingo zur legendären Frisur von Moshammer-Mama Else. Er durchschaut die Zusammenhänge unseres Bekloppten-Zeitalters. Und niemand hat je so brillant erklärt, wie Toilettenspülungen „funktionuckeln“: „Wasserkasten mit Stereoporkugel.“
Das alles macht Dittrich selbst so viel Spaß, dass der Abend im „muckeligen“ Prinzregententheater zum XXL-Dittsche ausufert. Aber schlussendlich war es richtig und wichtig, dass er die Sache mit seinem Aral-Sammelbuch mit Uwe Seeler von 1966 haarklein darlegt: „Ich weiß, dass die Leute dankbar sind, wenn man noch mal mit ihnen drüber redet.“ Genau so isses, nä?