Beethoven zum Mitschreiben

von Redaktion

Dirigent Myung-Whun Chung und Pianist Yunchan Lim bei den Münchner Philharmonikern

Mit seinem fast wie eine langsame Einleitung wirkenden Solo-Entrée eröffnete Yunchan Lim sehr zart und tastend Beethovens viertes Klavierkonzert. Damit starteten die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Myung-Whun Chung ihr Konzert in der Münchner Isarphilharmonie. Der 19-jährige Pianist, der 2022 als jüngster Sieger des Van-Cliburn-Wettbewerbs die Goldmedaille gewann, überraschte mit einem glasklaren Spiel. Quasi zum Mitschreiben formulierte er seinen Part, ohne dabei akademisch zu wirken. Sehr weich und organisch gelangen die Übergänge zum Orchester-Tutti und das feine Zuspiel zu den Holzbläsern samt reich verzweigter Verarbeitung des thematischen Materials.

Obwohl er auch zupacken kann und in der Kadenz virtuos auftrumpfte, war viel Poetisches zu hören, imponierte die Spiellust bis hinein ins finale Vivace-Rondo. Vorangegangen war ein sich ins Ungewisse vortastendes Andante, dem das Orchester herb gegenüber stand. Das Publikum feierte den Koreaner ausgiebig, er bedankte sich – nicht mit Bravour, sondern mit einem introvertierten „Oktober“ aus Tschaikowskys „Jahreszeiten“.

Der in Seoul geborene Dirigent Myung-Whun Chung hatte für seine Zusammenarbeit mit den Philharmonikern zwei Beethoven-Programme ausgewählt. Zum vierten Klavierkonzert gesellte er die dritte Symphonie, am heutigen Freitag erklingt neben dem Violinkonzert die siebte Symphonie. Energiegeladen und mit enger, heftiger Gestik lenkte er das in allen Gruppen bestens aufgelegte Ensemble durch die Dritte, die „Eroica“. Auf den dramatisch zugespitzten Kopfsatz folgte der von den Streichern angestimmte, vom Holz immer wieder neu belebte, sich zuletzt zersetzende Trauermarsch, bevor sich das hurtige Scherzo mit Hörnerruf im Trio Luft machte und die Streicher im furiosen Finale noch einmal ihre Zuverlässigkeit bewiesen. GABRIELE LUSTER

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