IN KÜRZE

„Kein Vertrauen in Deutschland“ Krumbiegel von Rechten bedroht

von Redaktion

Der Pianist Igor Levit fühlt sich angesichts antisemitischer Vorfälle in Deutschland sehr allein, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe“, sagte der 36-Jährige (Foto: Christophe Gateau/dpa). Er habe mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen, sei aber noch nicht so weit. Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern für die „Existenzgrundlage dieser Bundesrepublik“, sagte er. „Ich würde am liebsten alle anschreien: Merkt ihr eigentlich nicht, dass es gegen euch geht? ,Tod den Juden!‘ heißt ,Tod der Demokratie!‘. Wenn ihr an Demokratie glaubt, und euer Land ist an einem Punkt, wo jemand wie ich rennen muss: Dann müsst auch ihr rennen“, betonte Levit. „Dass sich diese Dringlichkeit nicht auf die Straße übersetzt, finde ich erschütternd.“ Levit kritisierte den Kulturbetrieb: „Mit einigen habe ich im Hintergrund gesprochen und gefragt: Wo seid ihr? Ihr wart doch bei allen diesen anderen Themen da, beim Ausbruch des Ukraine-Krieges zum Beispiel! Und da bekam ich nur die Antwort: Israel ist halt kompliziert. Ich bin aber nicht Israel!“ Auf die Frage, was das mit ihm gemacht habe, sagte er: „Kein Ereignis hat mich so sehr zum Juden gemacht wie dieses.“ Zu den Aussagen der Klimaaktivistin Greta Thunberg über den Nahostkonflikt meinte Levit: „Ich war ob der Dummheit fassungslos – wie hohl, wie bescheuert.“ Er hob aber die Klarheit hervor, mit der sich Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer von jeder Form des Antisemitismus distanziert habe. Wie berichtet laden Levit und das Berliner Ensemble am 27. November zum Solidaritätskonzert. Mit dabei sind unter anderen Dirigentin Joana Mallwitz, Liedermacher Wolf Biermann und Pianist Malakoff Kowalski. Das Konzert wird ab 20 Uhr im Livestream der ARD-Mediathek und auf radioeins.de übertragen.

Vor einer im mecklenburgischen Greifswald geplanten Lesung von Prinzen-Frontmann Sebastian Krumbiegel ist dieser bedroht worden. „Über die Sozialen Medien erreichten uns böse Kommentare, die gegen Sebastian gerichtet waren. Es sollte wohl auch eine Demonstration vor unserem Haus geben“, sagte Veranstalterin Susanne Putzar-Vandamme. Krumbiegel engagiert sich gegen Rechtsextremismus. Da an das Zentrum auch ein Betreutes Wohnen angeschlossen ist, wollte die Geschäftsführung die für heute geplante Veranstaltung absagen. Dagegen hat sich Krumbiegel gewehrt. Er wolle sich nicht „von irgendeinem Mob“ vorschreiben lassen, wann und wo er auftritt.

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