Dicke Hose

von Redaktion

Shirin David in der Olympiahalle bejubelt

VON JÖRG HEINRICH

„Was ist an Ihnen eigentlich noch echt?“, fragt sich Shirin David in einem Video bei ihrem umjubelten Auftritt in München selbst. Die Antwort von Deutschlands Rap-Barbarella sorgt für den ehrlichsten Moment des Abends: „Der Kontostand.“ Shirin unterhält sich mit David, weil sie niemanden braucht, der ihr dumme Fragen stellt – das war eine der zahllosen kuriosen Szenen eines höchst unterhaltsamen Konzerts in der ausverkauften Olympiahalle. Wobei es genau genommen gar kein Konzert war, sondern ein kolossales TikTok-Video in XXL – und Münchens längster Werbespot aller Zeiten.

Dass es bei ihrer Show vor allem um Reklame für die Marke Shirin David und um Zaster geht, daraus macht die Rapperin und Unternehmerin kein Hehl. Reichtum ist keine Schande. „Ich will den James-Bond-Sportwagen, Bitch“, rappt sie in „Juicy Money“ („Saftiges Geld“). Shirin macht klar, dass sie die dickste Hose hat, selbst wenn sie Rock trägt.

Unentwegt gibt es „Babsi, Babsi“-Sprechchöre für Barbara Schirin Davidavičius, die mit Shirin David das perfekte Produkt zur perfekten Zeit erfunden hat. Warum die vielfach auf Shirin-Zwilling hochgetunten Mädels einer Frau zujubeln, die ihnen mit über 65 Millionen Dosen Eistee-Plörre das Geld aus der Tasche gezogen hat – das ist eine der vielen Fragen, die man sich an diesem Abend besser nicht stellt.

Stattdessen: schauen und staunen! Die brillante Videoshow zwischen Studio 54 und Moulin Rouge sucht ihresgleichen. Mal fährt David in einer Glaskugel zum Himmel auf, mal saust sie im Jetski über die Bühne. Das ist toll anzusehen, wenn auch weniger toll anzuhören, wenn die Rap-Mucke komplett aus der Konserve kommt. Shirins maximales Kompliment für ihre Fans sorgt fürs krasseste Kreischen: „München hat viele Bad Bitches!“ Das ist im herkömmlichen Sprachgebrauch eher kein Kompliment, beim Rap aber schon. Motto der Show: Bitchen possible.

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