Once upon a Time … Es war einmal. Mit dieser Formel beginnen fast alle Märchen, mit denen wir aufgewachsen sind. Von daher müssen zum Inhalt von „Once upon a Mattress“ wohl keine großen Worte verloren werden. Denn hinter dem Titel dieses Musicals von Mary Rodgers verbirgt sich – leicht zu erkennen – natürlich die alte Geschichte der Prinzessin auf der Erbse, die am Münchner Prinzregententheater dennoch alles andere als altbacken daherkommt.
Dafür sorgen Regisseur Philipp Moschitz und Choreograf Sven Niemeyer, die den Musical-Studiengang der Bayerischen Theaterakademie hier in einer minutiös durchgetakteten Slapstick-Parade über die Bühne jagen und dazu auch Erinnerungen an Shows wie „Moulin Rouge“, „Spamalot“ oder „Spring Awakening“ wecken. Tatkräftig unterstützt werden sie von Dirigent Andreas Kowalewitz, der für den klassischen Broadway-Sound ein ebenso sicheres Gespür mitbringt wie für die Opern- und Pop-Ohrwürmer, die als Überraschungen in die Partitur eingearbeitet wurden.
Trotz Bonus-Musik bleibt „Once upon a Mattress“ aber auch in dieser Inszenierung eine traditionelle Musical-Comedy im besten Sinne des Wortes. Exzellent gemachte Unterhaltung, die das Genre zwar schon bei der Uraufführung nicht unbedingt neu erfand, aber sehr virtuos mit dessen Konventionen spielt. Dafür wurde Mary Rodgers 1960 als erste Komponistin für den Tony Award nominiert; ihr Broadway-Erstling wurde damals in einem Atemzug mit Klassikern wie „Gypsy“ und „The Sound of Music“ genannt.
Gemeinsam mit Texter Marshall Barer verlieh sie dem Märchen den einen oder anderen neuen Dreh und sorgte dafür, dass nicht nur Prinz und Prinzessin mit dankbaren Songs bedacht werden. Bleibenden Eindruck hinterlassen so etwa auch Juliette Lapouthe, die als Barde eloquent durch den Abend führt, sowie Lorena Brugger und Ömer Örgey. Sie liefern als schnippische Lady Larken und liebestoller Sir Harry ihre Pointen mit höchstmöglicher Trefferquote – obwohl sie bei den klassisch angehauchten Nummern zuweilen etwas basteln müssen.
In jeder Hinsicht überragend ist dagegen Tim Morsbachs Königin, die nicht nur dank High Heels zur überlebensgroßen Figur mutiert: mit vollendeter Eleganz und an trockenem Sarkasmus schwer zu toppen. Den perfekten Gegenpol zu dieser furchteinflößenden Schwiegermutter verkörpert Luca Skupin, der als König zwar kaum etwas zu sagen hat, aber dennoch mit großer Bühnenpräsenz seine Stellung behauptet. Köstlich ist vor allem das von seiner Seite aus stumm verlaufende Aufklärungs-„Duett“ mit Mats Visser, der dem Prinzen eine sympathische Naivität verleiht, ohne ihn dadurch zur bloßen Karikatur zu machen.
Und nicht zuletzt die Frage, ob sich die Braut in spe der Krone würdig erweist, lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Schließlich hat die Produktion mit Emily Mrosek noch ein weiteres Ass im Ärmel – eine ebenso charismatische wie stimmstarke Prinzessin, die sich souverän von prominenten Rollenvorgängerinnen wie Carol Burnett oder Sarah Jessica Parker freimacht und sich damit auch in die Herzen des Publikums spielt.
Weitere Vorstellungen
am 21., 23., 25. November; Telefon 089/21 85 19 70.