Zugaben sind bei Sakralwerken immer schwierig. Egal, wie sehr das Publikum nach der Aufführung des „Deutschen Requiems“ im Herkulessaal auch jubeln mochte. Aber weil der Klassiker von Johannes Brahms allein nun mal nicht ganz abendfüllend ist, hatte sich der Münchner Motettenchor entschlossen, dem Werk Felix Mendelssohn Bartholdys Kantate „Wie der Hirsch schreit“ als Einstimmung voranzustellen.
Eine bewährte Kombination, die auch diesmal eine überaus stimmige Einheit bildete. Denn unter der konzentrierten Leitung von Benedikt Haag wurde den Sängerinnen und Sängern bereits vor der Pause eine große Ausdruckspalette abverlangt. Nach dem weich intonierten Beginn beeindruckte vor allem das Wechselspiel zwischen den immer mehr in die Vollen gehenden Chor-Passagen und den damit verschränkten Soli von Elisabeth Breuer. Sie wusste mit klarer Diktion zu überzeugen und ließ einen schlank geführten Sopran hören, der im Gegensatz zu manch anderen Oratorien-Spezialistinnen in der Höhe sogar noch an Farben gewann.
Eine Qualität, die später auch bei Brahms zum Tragen kam und ihre stimmige Ergänzung bei Matthias Winckhler fand, der seine Partie mit warm timbriertem Bariton kraftvoll in den Saal donnerte, ohne darüber die Textdeutlichkeit zu vernachlässigen. Anders als der Motettenchor, der nun zuweilen den Klang über das Wort zu stellen schien. Das traf das Publikum im machtvoll dröhnenden „Denn alles Fleisch es ist wie Grad“ mit voller Wucht – und fand seinen symmetrisch platzierten Gegenpol im „Herr, du bist würdig“ des sechsten Teils. Dies jeweils reizvoll kontrastiert durch die rahmenden „Selig sind…“-Chöre, die an den sensiblen Mendelssohn-Einstieg anknüpften und so innerhalb des „Requiems“ ebenso einen Bogen schlossen wie im Gesamtkontext des Abends.