Ganz bei sich

von Redaktion

Olli Schulz und Band spielen in der ausverkauften Muffathalle

VON KATHRIN BRACK

Olli Schulz ist ein Mann des Wortes. Das wissen nicht nur regelmäßige Hörer seines gemeinsamen Podcasts mit Jan Böhmermann, „Fest und flauschig“. Er hat dem Publikum in der ausverkauften Muffathalle eine Kissenschlacht versprochen. Also fliegen hunderte Kissen an diesem Montagabend in die Menge, und 1500 Erwachsene veranstalten zu „So muss es beginnen“ eine Kissenschlacht.

Sein bestes Hemd hat er sich auf der „Der Zirkus kommt in die Stadt!“-Tour aufgehoben für München, sagt der Hamburger nicht ohne Ironie. „Ich weiß, dass ihr hier Wert legt auf so was.“ Kleine, liebevolle Seitenhiebe auf die Schickeria müssen sein, auch wenn Schulz am Ende sagen wird: „Ich hab noch nie ein Scheiß-Konzert in München gespielt.“

Er ist mit vielen neuen Songs in den Süden gekommen und erklärt gleich zu Beginn, dass er kein Best-of spielen wird. Freilich, ein paar ältere Lieder wie „Als Musik noch richtig groß war“ oder „Der Moment“ mogeln sich auch in der Muffathalle zwischen das neue Material, das auf seinem kommenden Album zu finden sein wird.

Lieder über das Elternsein („Wachsen“) oder das Verhältnis zu seiner Fernsehkarriere („Hamse nicht“), die der 50-Jährige mehr als Hobby denn als Berufung betrachtet. Olli Schulz kann sich in Rage reden – und ist den gern grantelnden Bayern damit näher, als er vielleicht ahnt.

In München schlägt der Mann, den so mancher fälschlicherweise als Sidekick von Joko und Klaas verunglimpft, versöhnliche Töne an. Ungekünstelt erzählt er von Ilse, bei der er als junger Mann ein Jahr lang im Wald lebte und die ihm Kunst und Kultur nähergebracht hat. Oder von seiner Ayurvedakur. Und singt davon, wie sich der Kreis des Lebens mit der Geburt eines Kindes und dem Tod eines geliebten Menschen für einen Moment schließt („Silvester“). Begleitet wird er dabei von seiner vierköpfigen Band. Die nicht nur einen guten Job macht, sondern auch als Gegenpart auf der Bühne hervorragend funktioniert.

Im Fernsehen, meint Olli Schulz, wird man ihn so schnell nicht mehr sehen. Und tatsächlich, er gehört einfach auf die Bühne. Man spürt es bei jedem Song: Seine Liebe gehört der Musik. Da ist der Liedermacher ganz bei sich und bei seinen Zuhörern, und es gibt keinen Grund für Grant. Irgendwie stimmt es doch nicht, Olli Schulz ist nicht nur ein Mann des Wortes. Olli Schulz ist ein Mann der Musik.

Artikel 5 von 11