Programm für Neugierige

von Redaktion

Die koreanische Dirigentin Shiyeon Sung gastierte beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

VON GABRIELE LUSTER

Ein Konzert mit obligatem Jubel war es nicht, was das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) seinem Publikum in der gut besuchten Isarphilharmonie bot. Denn zusammengespannt waren Maurice Ravel und György Ligeti. Ein Programm also für Neugierige. Sie wurden nicht enttäuscht. Wie die rund um den Globus erfolgreiche koreanische Dirigentin Shiyeon Sung und das BRSO samt eigenen Solisten zu Werke gingen, beeindruckte und bereicherte.

Sonst gern als Rausschmeißer genutzt, eröffnete Ravels „Boléro“ den Abend. Aus der Stille heraus entwickelte sich das vom Meister selbst nicht als Musik, sondern eher als Experiment gedeutete, von Ostinato und Rhythmus unerbittlich vorwärtsgetriebene Stück, bevor im vielfachen Fortissimo effektvoll der Schalter umgelegt wurde. Auf Spanisches folgte das von der Volksmusik seiner Heimat Siebenbürgen gespeiste „Concert Romanesc“ des jungen Ligeti. Sowohl das Melancholisch-Stimmungsvolle als auch das frech Rhythmische wurden schön herausgearbeitet – mit wunderbarem Horn-Echo und glutvollen Violin-Soli.

Mit ihnen stimmte sich Konzertmeister Anton Barakhovsky schon auf Ravels, von der Musik der ungarisch-rumänischen Roma durchpulste Rhapsodie „Tzigane“ ein. Nachdem er zur Eröffnung des Werks einen weiten Bogen gespannt hatte, glänzte er in den virtuosen Herausforderungen, umspült von dem apart instrumentierten Orchesterklang mit Harfe und Celesta bis zum wilden Volksfest.

Viel introvertierter musste sich Kollege Sebastian Klinger Ligetis Konzert für Cello und (kleines) Orchester widmen. Der erste Satz mit Cello-Flageoletts, Liegetönen, amalgamhaftem Klang und Beinahe-Stillstand zog Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann. Der zweite, farbige mündete ins hektische „Durcheinander“, dem die in der Stille endende Mini-Solo-Kadenz folgte. Shiyeon Sung verlebendigte Ligetis fein gefügten, „sprechenden“ Orchesterpart klug, exakt und transparent. Souverän und klar, dabei mit feinen Zwischentönen angereichert, leitete sie das Ensemble auch durch Ravels abschließendes Ballett „Ma mère l’oye“.

Artikel 8 von 11