„Langeweile“ ist ein Schlagwort der Epoche der russischen Romantik um 1840 – und zugleich das Motiv, von dem deren Helden am häufigsten geleitet werden. Man spielt, man trinkt, man wettet, man macht den Damen den Hof, man tritt zum Duell gegeneinander an, riskiert das eigene Leben und schießt den Rivalen tot – all das aus Langeweile. So einer, der von allem, was er tut, nach wenigen Tagen genug hat und nicht weiß, was er eigentlich sucht, ist Michail Lermontows (1814-1841, fiel im Duell!) einziger Romanheld Petschorin: Innerlich ist die Figur unbeteiligt und kühl berechnend, doch äußerlich entspricht sie dem Rollenbild eines selbstbewussten, hochgebildeten Dandys und Herzensbrechers, der tollkühn alle Gefahren meistert – und dennoch im Leben scheitert. Wolfgang Hinze liest ungekürzt, mit Sinn für die Schönheit der Sprache und die enorme Sensibilität der Naturbetrachtung. Einzigartig gut und keinesfalls langweilig. hilo