„Ja wo isser denn“, möchte man rufen, wenn man die Dependance der ERES-Stiftung an der Münchner Theresienstraße 48 betritt. Denn die vier batteriebetriebenen Plüschhündchen, die da übers Parkett trippeln, sind wirklich zu drollig. Dass die Stiftung in ihrem experimentellen Projektraum jetzt auf den (Spielzeug-)Hund gekommen ist, hat mit der neuen Ausstellung dort zu tun, in der sich Studentinnen und Stundenten des Akademie-Professors Hermann Pitz mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigen.
Nicht nur Rebekka Feichts Plüsch-Viecherl, die weder „Sitz“ noch „Platz“ verstehen, zeigen, dass die Schau dem ganzen KI-Gewese mit wohltuend unernstem Augenzwinkern begegnet – getreu ihrem Titel „Can you tell me a Joke?“ Darin schwingt der Verdacht mit, die KI besitze keinen Humor. Ganz im Gegensatz zu Jonas Mann, der eine hochpreisige Küchenmaschine zum Zeichen-Apparat umfunktionierte. Will der Künstler womöglich andeuten, dass auch die Künstliche Intelligenz nur mit Wasser kocht, obwohl das Rührwerk des schicken Geräts angeblich nach dem Vorbild der Planetenbewegungen konstruiert ist?
Völlig ungerührt geht hingegen Luis Weiland das Thema an, der ganz altmodisch mit Farbe und Pinsel ein Bild gemalt hat. Das ist in diesem Kontext an sich schon eine Provokation, und noch dazu zeigt seine ironische Allegorie die KI als „trojanischen Esel“, der auf Raketenbeinen abdüst, indes aus seinem Rumpf ein Geschützlauf ragt. Denn dass die Künstliche Intelligenz eine zweischneidige Angelegenheit ist, meint nicht nur Georg Weyerer, der handgeschmiedete Messer mit spacigem Design versehen hat. Auch Rebekka Feicht ergänzt ihr Hündchen-Idyll mit Internet-Filmen, die klarmachen, wo der Hund begraben liegt: Neben Roboter-Haustieren für einsame Senioren sieht man da kopflose Kampf-Roboter im Tarnanstrich, die sich auf vier Beinen hundeartig bewegen. Sollte gar auch bei der KI die militärische Anwendung des Pudels Kern sein?
Vergleichsweise friedlich wirkt dagegen das einzige Werk der Ausstellung, das einigermaßen virtuell daherkommt: Carmen Arias, Alexandra Müller, Magdalena Rödl und Sonia Titel haben am Computer die Figur einer Quizmasterin programmiert, die auf einem Bildschirm vor Quizshow-Ambiente leidlich realistisch herumhampelt – womit sie sich nicht von echten Showmastern unterscheidet. Und Professor Pitz schließlich steuerte zur Schau einen kleinen Screenshot bei. Er zeigt, was die kostenlose Internet-KI „ChatGPT“ auf die Frage nach Pitz’ Lebenslauf antwortete: „Eine Person dieses Namens existiert nicht.“ Das ist dann doch ein dicker Hund…
Bis 22. Dezember,
Do. und Fr. 14 bis 18 Uhr, Theresienstraße 48, Telefon 089/38 87 90 79 Eintritt frei.