Die Dreharbeiten zur 17. Staffel der ZDF-Kultserie „Der Bergdoktor“ sind abgeschlossen. Langeweile kommt deswegen bei Hauptdarsteller Hans Sigl nicht auf. Der 54-Jährige startet heute eine Adventslesereise und am 22. Dezember moderiert er ein großes Weihnachtsliedersingen in der Olympiahalle München. Bereits aufgezeichnet ist die ARD-Silvestershow mit Sigl als Gastgeber. Am 4. Januar beginnt dann die neue „Bergdoktor“-Staffel. Es gibt also viel zu besprechen im Telefoninterview.
Fangen wir doch mit der Silvester-Show an. Wer ist dabei und was ist geboten?
Ich habe Interviews geführt mit Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD). Wunderbare Musiker. Dann war Right Said Fred am Start. Es ist lustig, wenn man plötzlich die Helden seiner Jugend sprechen darf. Die großartige Stefanie Heinzmann ist dabei und Vaya Con Dios. Ich habe den Auftrag auch angenommen, weil es für mich eine Freude ist, Menschen den letzten Abend im Jahr versüßen zu dürfen. Wir denken an die Zuschauerinnen und Zuschauer, die vielleicht alleine sind. Die Leute, die Party haben und das nebenbei laufen lassen, sind ja ohnehin gut unterhalten. Aber es gibt eben Menschen, die sind froh, wenn es eine empathische Sendung gibt.
Die Show wurde also in voller Silvesterstimmung aufgezeichnet?
Wir sind im kompletten Live-Silvestermodus und es gibt keine Unterbrechungen, denn wir haben ja fast 1500 Leute im Saal. Das Publikum muss in der Stimmung sein und dann schreitet die Show voran und irgendwann heißt es: Der Countdown läuft. Letztlich bin ich da Teil einer großen Mottoparty. Das Publikum kommt in Smoking und Abendkleid. Nach der Aufzeichnung haben wir uns alle ein gutes neues Jahr gewünscht, weil man wirklich in der Stimmung drin ist.
Sie haben in den vergangenen Jahren öfter Shows moderiert. Ist das eine zweite Karriere, die Sie sich da aufbauen?
Ich denke nicht in der Kategorie zweite Karriere. Das Moderieren ist etwas, was ich eigentlich immer schon gemacht habe, vor der Schauspielerei schon. Ich habe viele Veranstaltungen moderiert und damals in Tirol Radio gemacht. Dann stand lange Zeit die Schauspielerei im Vordergrund. Da dachten die Sender: Ein Schauspieler kann nicht moderieren – und vielleicht musste man sie doch einmal überzeugen. So kam das jetzt, und es macht immer großen Spaß.
Weil man einen direkten Kontakt zu den Zuschauern hat?
Das ist der Unterschied, ja. Ich kann zu den Leuten als Hans Sigl sprechen. Ich habe nicht immer die Serienfigur Martin Gruber oder eine andere Rolle dazwischen, sondern es geht um einen Abend, den man gemeinsam bestreitet – so wie bei den Weihnachtslesungen. Da moderiere ich und lese Texte und wir haben einen schönen Abend.
Wohin führt die Tour?
Ich bin ja während der „Bergdoktor“-Dreharbeiten immer ganz brav in unserem gallischen Dorf. Achtmal 90 Minuten. Und jetzt „darf er mal aussi, der Bua!“ (Lacht.) Das ist schön, vor allem bringt es mich durch ganz Deutschland – Fürth, Chemnitz, Neusäß, Hannover, Hamburg und dann München in der Isarphilharmonie (am 12. Dezember, 19.30 Uhr, Anm. d. Red.).
Vergangenen Samstag gab es im ZDF die letzte „Wetten, dass..?“-Show mit Thomas Gottschalk. Ein Moderatoren-Job, der Sie reizen würde?
Ich glaube, diese Personalie wird das ZDF – wenn überhaupt – anderweitig besetzen.
Wann und wie geht es mit dem „Bergdoktor“ weiter?
Das Weihnachtsspecial haben wir ja seit zwei Jahren gestrichen. Ende April, Anfang Mai beginnen die Dreharbeiten für die kommende Staffel. Davor drehe ich einen TV-Thriller, zu dem ich aber leider noch nichts verraten kann.
Das wird also ein Kontrastprogramm zur heilen Welt beim „Bergdoktor“?
Das ist doch keine heile Welt! Wir haben wieder Fälle, da stellt es einem die Haare auf. Das ist der Wahnsinn dieses Jahr.
Gibt es denn überhaupt Krankheiten, die noch nicht vorkamen?
Natürlich. Wir haben ja eine Zeit lang die seltenen Krankheiten besprochen. Dann gab es eine Zeit, da ging es eher um psychiatrische Fälle. In dieser Staffel haben wir eher „herkömmliche“ Krankheiten, die aber kombiniert sind mit sehr verstrickten familiären Situationen.
Bleibt es beim Stammpersonal wie immer?
Ja, das sage ich mit großem Stolz. Auch in Staffel 17 sind – leider außer Siegfried Rauch – alle noch an Bord. Das ist ein großes Glück.
Das Serienkonzept ist ja insofern die heile Welt, als dass reale Krisen und Katastrophen auf der Welt außen vor bleiben. Das Publikum soll sich ein bisschen entspannen können.
Wir sind immer noch ein Wohlfühl-Format und dazu aufgerufen, in der emotionalen Dienstleistung am Kunden des ZDF am Donnerstagabend für aufregende Entspannung zu sorgen.
Weil wir gerade bei den Krisen der Welt waren. Wie wirkt sich der Klimawandel beim Dreh am Wilden Kaiser aus?
Das Wetter ist nicht mehr so vorhersehbar. Im November sind wir oft schon im Schnee gestanden, jetzt war es noch bacherlwarm. Wenn man mit Einheimischen spricht, merkt man, wie das Klima sie beschäftigt. Was kommt auf Regionen zu, die vom Wintertourismus leben? Das ist ein großes Thema. Das Weihnachtsspecial am Gletscher machen wir ja auch nicht mehr. Man merkt, die Welt verändert sich, und das macht natürlich auch vor unserer Kulisse nicht halt.
Das Gespräch führte Ute Wessels.