Seine Jugend begleiteten Größen wie Bob Dylan, Leonard Cohen und Neil Young – eine musikalische Prägung, die man durchaus hören kann. Doch Jörg Erb singt auf Deutsch, und seine leicht angeraute Stimme ist unverwechselbar. Wer sie einmal gehört hat, behält sie im Ohr. Schon seit frühester Jugend ist der Wahl-Hamburger als Liedermacher unterwegs, schaffte es mit 23 bereits in den altehrwürdigen ARD-„Talentschuppen“. Nach längerer Pause ist er seit ein paar Jahren wieder auf der Konzertbühne und im Studio aktiv. Gerade ist sein neues Album „In anderem Licht“ erschienen.
Elf Titel voller Poesie, denen man anhört, dass dem Autor eine Menge Lebenserfahrung die Feder geführt hat. Songs, die von vergangener, verblasster Liebe handeln, von bitter-süßer Erinnerung („Als damals gestern war“, „Im Morgenlicht“), aber auch vom Glück des Augenblicks („Eine Nacht“). Blicke zurück charakterisieren die Texte, die ohne platte Herz-Schmerz-Reime auskommen. Die Grundstimmung ist melancholisch, doch Erb vermeidet jede Larmoyanz. Die genaue Beobachtung der Natur liefert viele Bilder, aus denen er seine Lyrik komponiert. Nur die düstere Fantasie „Mein Herr“ mit ihrer subtilen politischen Botschaft („Durch das Fenster fliegt ein Stein“) fällt ein wenig aus dem Rahmen.
Zusammen mit einer Reihe erstklassiker Musiker unter Führung von Uli Kringler – er spielte schon in den Bands von Ulla Meinecke, Roger Cicero, Wolfgang Niedecken und Edo Zanki – hat Jörg Erb dazu wunderbare Arrangements geschaffen. Das klingt mal jazzig, mal ganz dezent rockig und ist mit großer Professionalität eingespielt. Ein Album, das man daheim mit Kopfhörern genießen kann, das aber auch der ideale Begleiter auf langen Autofahrten ist. RUDOLF OGIERMANN
Jörg Erb:
„In anderem Licht“ (Rondo).