„Es ist ein Menschheitsbuch“

von Redaktion

Warum „Der Zauberberg“ auch nach 100 Jahren hochaktuell ist

Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ ist nach Ansicht des Literaturwissenschaftlers Hans Wißkirchen auch 100 Jahre nach seinem Erscheinen hochaktuell. „,Der Zauberberg‘ ist ein Roman über die ,Zeitenwende‘ und den ,Krisenmodus‘, und er ist daher heute – leider – aktueller denn je“, sagte der Präsident der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft in Lübeck in Anspielung auf das im vorigen und in diesem Jahr von der Gesellschaft für deutsche Sprache jeweils ermittelte „Wort des Jahres“.

Der 1924 erschienene Roman spielt in einem Lungensanatorium in den Schweizer Bergen in der Zeit von 1907 bis 1914, also den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. „Das Ende dieser glücklichen Zeit erzählt der Roman, und er erzählt es auch für uns heute“, sagte Wißkirchen (Foto: Andrea Jaksch). Gezeigt würden auch die Folgen einer Infektion und die für die Heilung notwendige Isolation. „Wer würde da nicht an die Corona-Epidemie und ihre noch heute andauernden gesellschaftlichen Konsequenzen denken“, sagte Wißkirchen. Der „Zauberberg“ sei eines der Werke, die immer noch Lesevergnügen bereiteten. „Der zentrale und immer wieder zu kurz kommende Grund ist die literarische Qualität des Buches.“ Er betonte auch die „umfassende Internationalität“ des Romans, der in 27 Sprachen übersetzt wurde. „Er will übersetzt werden, weil er alle Menschen angeht, weil er ein Menschheitsbuch ist“, sagte Wißkirchen.

Am Münchner Volkstheater arbeitet derzeit die Regisseurin Claudia Bossard an ihrer Bühnenversion des Romans von Thomas Mann (1875-1955); Premiere ist am 20. Januar.  dpa/mm

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