„Wir wollen Freude verbreiten“

von Redaktion

Hans-Jürgen Buchner hat seine Krankheit überstanden und geht 2024 mit Haindling auf Tour

VON UTE WESSELS

Im Sommer soll es losgehen: Die Band Haindling holt ihre heuer abgesagte Tournee nach. „I gfrei mi jetz scho drauf“, sagt Hans-Jürgen Buchner. Der Musiker ist viel mehr als der Gründer der Gruppe, die den Namen seines Wohnorts im Landkreis Straubing-Bogen trägt. Er ist Haindling. Er hat einen ganz eigenen Stil geschaffen, den Haindling-Sound, den man sofort erkennt, wenn er zu hören ist. Eine herrliche Mischung aus Pop, Jazz und Volksmusik mit bairischen Texten.

„Gerade in der jetzigen Zeit, in der praktisch jede Stunde negative Nachrichten kommen, wollen wir ein bisschen Freude verbreiten“, sagt Buchner. Die ersten Tourneetermine stehen fest; es soll unter anderem nach Rosenheim, Landshut, Kulmbach und nach München zum Tollwood gehen. Weit reisen mag er nicht mehr.

Beim Interview in der Stube seines Hauses ist der 78-Jährige bestens gelaunt. „Kaffee, Tee oder einen Schnaps?“, fragt er und scheint fast ein wenig enttäuscht, als er nur Wasser bringen kann. Der Musiker hat eine Tasse Tee vor sich stehen. Er habe viele Nummern, die nicht fertig seien. Und viele, die sie noch nie gespielt hätten. Einige davon sollen bei der Tour ins Repertoire kommen.

Die meisten seiner Bandmitglieder sind seit 41 Jahren dabei, und wie er selber sind sie alle vielseitig begabt, jeder spielt mal jedes Instrument. Gefunden habe er seine Musiker einst in München per Zeitungsannonce: „Suche Multi-Instrumentalisten.“ Der erste Hit war dann „Ich hab’ Dich lang scho nimmer gseng“. „Das war mir fast peinlich, ich hielt es für eine Schnulze“, sagt er und lacht. Längst ist es ein Klassiker, so wie „Paula“, „Du Depp“ und „Das ewige Lied“.

Was macht nun seinen Stil aus? Er habe von Anfang an seine Lieder selber instrumentiert. „So kann ich mein Klangspektrum darstellen. Vielleicht ist das das Wesentliche, dass die Musik aus einer Hand kommt und dass ich versuche, möglichst einfache, unkomplizierte Sachen zu komponieren, die fürs Ohr eingängig sind.“

Noten kann er nicht mehr lesen, erzählt Buchner. Zwar habe er als Kind Klavierunterricht gehabt, danach aber nur noch improvisiert. „Als Kind war es das Allerhöchste für mich, Musikinstrumentenkataloge anzuschauen. Heute habe ich praktisch mehr Instrumente, als in den Katalogen abgebildet waren.“ Mit der Musik angefangen habe er, der Keramiker-Meister, nur, weil „es mir auf Festivals zu blöd und zu langweilig war, immer den Jimi-Hendrix-Sound zu hören“.

Ein Klavier und eine Trompete hatte er damals Anfang der Achtzigerjahre schon, dazu kaufte er ein Tenorhorn und ein Tonband – und schrieb ein ganz eigenes Stück Musikgeschichte. Zu der gehört, dass Haindling immer auch politisch war, zum Beispiel in Wackersdorf gegen Atomkraft demonstrierte.

Schon vor 40 Jahren habe er in seinen Liedern Themen angesprochen, „die jetzt noch brutaler zur Wahrheit geworden sind, als man sich das damals vorgestellt hat“. Das „Allerschlimmste neben der Erderwärmung“ seien zurzeit die Kriege, sagte er. Panzer und Waffen würden für viel Geld hergestellt, um sie wieder zu zerstören. „Hightech-Schrott. Völlig sinnlos. Was man mit dem Geld machen könnte.“

Es liege wohl an der „Blödheit der Menschheit“, sagt er. „Dieses Leid, diese Zerstörung, das ist der Wahnsinn, das weiß jeder.“ Die Zerstörung im Gazastreifen und in Israel erinnere an die Ruinen in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. „Dass so etwas immer wiederkehrt, ist für mich unverständlich.“ Und überall seien Männer am Werk, die kämpfen und zerstören wie im Mittelalter. Buchner gerät in Fahrt: „Wir leben auf diesem blauen Planeten, der so bunt ist und so schön. Alles ist da, für jeden ist Platz.“ Doch die Menschen könnten einander nicht dulden.

Weitere Informationen

zur Tournee gibt es unter www.haindling.de.

Die Musik von Haindling kommt aus einer Hand

Buchner hat sich stets politisch klar positioniert

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