Stürmische Bescherung

von Redaktion

Weihnachtsoratorium mit Thomas Guggeis

VON ANNA SCHÜRMER

Wenig festlich wütet Zoltan am Tag vor Heiligabend auf den Straßen Deutschlands. Vor der Isarphilharmonie verwirbelt das Sturmtief die feierlich gestimmten Gäste und auch drinnen geht es mit Pauken und Trompeten stürmisch zu. Aber immerhin „jauchzend und frohlockend“ – schließlich gehört Bachs Weihnachtsoratorium zur festlichen Zeit wie die Geschenke, das Plätzchenbacken und der Kirchgang.

Hier spielt das Orchester der KlangVerwaltung nicht wie angekündigt unter Kent Nagano, sondern unter Thomas Guggeis (Foto: Arne Dedert/dpa). Das ist einerseits schade, andererseits treffend – passt doch der 30-jährige Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt, der spielfreudigen Elan mit agiler Akkuratesse paart, zur juvenilen Gesangsfraktion: zu den frischen Stimmen der Audi Jugendchorakademie sowie den Solistinnen und Solisten.

Herausragend ist Tenor Daniel Johannsen, ein begnadeter Rezitator, der ungemein textverständlich, zugleich raumfüllend und äußerst filigran seine Arien und Rezitative intoniert. Mit ihm können weder der unauffällige Bariton Konstantin Krimmel mithalten noch der etwas schrill tönende Sopran von Mari Eriksmoen und der leicht behäbige Mezzosopran von Catriona Morison. Eher luftig als stürmisch zu Werk geht die KlangVerwaltung, die bekannt ist für ihren intimen Kommunikationsmodus. Dieser zeigt sich besonders in der Sinfonietta, die die zweite Kantate einleitet, einem Ruhepol im stürmischen Geschehen, aber mitnichten eine Flaute.

Auch die solistischen Einlagen der Violine und der Bratsche überzeugen, während die Bläser mit einigen intonatorischen Problemen zu kämpfen haben. Irgendwann im Verlauf der sechs Kantaten und knapp drei Stunden ist die Luft raus – und trotzdem verdienter stürmischer Applaus.

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