Juliane Köhler im Gespräch: „Wir haben bei ,Haus aus Glas’ ähnlich gearbeitet wie im Theater“

von Redaktion

Wir sprachen mit Juliane Köhler, die Theaterfans aus dem Münchner Residenztheater kennen. In der Serie „Haus aus Glas“ hütet die 58-Jährige als Mutter Barbara ein Geheimnis. Ist Barbara eine gute Mutter? Zumindest ist es das, was sie immer sein wollte. Ihr Wunsch, alles richtig zu machen, ist groß. Doch einige Dinge sind in der Vergangenheit offensichtlich schiefgelaufen. Ich glaube, so geht es vielen Müttern, weil es schwer ist, berufstätig zu sein, eigene Träume zu leben und eine Familie zusammenzuhalten. Diese Serie ist auch deshalb so spannend, weil wir alle dieses Spannungsfeld kennen.

Wir erleben die Familie Schwarz im Ausnahmezustand. Was ist Ihr Kernproblem? Dass zu wenig miteinander geredet wird. Und zwar ehrlich. Es hat mir richtig wehgetan, diese Vater-Sohn-Beziehung mit anzuschauen. „Sag doch einmal ehrlich, was du fühlst“, möchte man meinem Film-Ehemann Richard zurufen. Aber auch Barbara kommt wie ich aus der Kriegsenkelgeneration, die von Eltern erzogen wurde, die nicht gelernt haben, offen über das zu reden, was sie bewegt. Diese Sprachlosigkeit, das arbeitet die Serie sehr schön heraus, führt zu tiefen Verletzungen. Welche Vorteile hatte es, diesen Stoff in eine Miniserie zu packen? Ich habe früher immer gesagt: Serie, das mach’ ich nicht. Als leidenschaftliche Theaterschauspielerin liebe ich es, dass man sich lange mit der Psychologie von Figuren auseinandersetzt. Bei „Haus aus Glas“ haben wir tatsächlich ähnlich gearbeitet. Wir als Ensemble hatten eine tolle Zeit, weil wir die verschiedenen Charaktere entwickeln konnten. Wie muss man sich das konkret vorstellen? Das Haus der Familie Schwarz stand in Brüssel in einem riesigen Park auf dem Land. Da haben wir zwei Monate gedreht und ganz in der Nähe gemeinsam gewohnt. Keiner konnte abends heimfahren und sagen: „Ich muss mich jetzt um meine Kinder kümmern.“ Das war schon mal schön. Ohne Ablenkungen haben wir als Ensemble auch abends über die Themen diskutiert, die in der Serie verhandelt werden. Mit welcher Erkenntnis? Dass man sich trauen sollte, auch Sachen zu sagen, die unbequem sind und die tief in einem arbeiten. Transparenz und Offenheit – das nehme ich aus dieser Arbeit auch für den Umgang mit meinen eigenen Kindern mit.

Das Gespräch führte Astrid Kistner.

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